Oswald Wiener, Schriftsteller, Sprachtheoretiker und Kybernetiker, geb. am 5. 10. 1935 in Wien. Er betrieb diverse Studien der Rechtswissenschaft, Mathematik, Musikwissenschaft und der afrikanischen Sprachen und schloss sich mit H.C. Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer und Gerhard Rühm zur sogenannten "Wiener Gruppe" zusammen, die mit unkonventionellen Texten und Aktionen ("literarisches cabaret") von 1958 bis 1964 für Aufmerksamkeit sorgte. Von 1959 bis 1967 arbeitete Wiener als Datenverarbeitungsexperte in der Wiener Niederlassung von Olivetti. Gemeinsam mit Günter Brus, Otto Mühl und anderen Exponenten des Wiener Aktionismus trat er ab Mitte der 1960er Jahre bei weiteren Aktionen auf. 1969 erschien der Avantgarde-Klassiker die verbesserung von mitteleuropa. roman, ein heterogenes Textgeflecht, in dem sich philosophische Aphorismen und erkenntnistheoretische Abhandlungen (notizen zum konzept des bioadapters) ebenso finden wie brachiale Akte (purim. ein fest für heimito dr. von doderer). Wenig später sagte sich Wiener von der Literatur los und vernichtete den Großteil seines Werkes. In den 1970er Jahren war er als Wirt in Berlin tätig und unternahm ausgedehnte Reisen, u. a. nach Island. Mitte der 1980er Jahre ließ er sich in Kanada nieder, wo sich seine Tätigkeit als Privatgelehrter in Maschinentheorie auf der Grundlage sogenannter Selbstbeobachtungen intensivierte. In den 1990er Jahren unterrichtete Wiener mit Wohnsitz im niederrheinischen Krefeld als Professor für Ästhetik an der Kunstakademie Düsseldorf, 1995 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt. Heute lebt er in der Steiermark.