Ernst Waldinger, Lyriker und Essayist, geb. am 16. 10. 1886 in Wien, gest. am 1. 2. 1970 in Saratoga Springs (New York). Waldinger, der Sohn eines Gewerbetreibenden aus orthodoxer jüdischer Familie, studierte, nachdem er im Ersten Weltkrieg schwer verwundet worden war, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Er promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren im Verlag "Allgemeiner Tarifanzeiger". Ab 1935 gab er zusammen mit Gerhart Herrmann Mostar und Theodor Kramer die Zeitschrift (oder Broschürenreihe) "Das kleine Lesebuch" heraus, in dem auch AutorInnen publizierten, die aus Nazi-Deutschland nach Österreich geflüchtet waren. Waldinger hielt Vorträge über literarische Fragen und hatte schon früh Kontakte zur Sozialdemokratie. 1938 emigrierte er in die USA, wo er als Bibliothekar und im amerikanischen Kriegsministerium tätig war. Der Schriftsteller war Mitbegründer des Aurora-Verlags in New York und ab 1947 Professor für deutsche Sprache und Literatur am Skidmore College in Saratoga Springs. Ernst Waldinger erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Julius-Reich-Preis der Universität Wien (1934) sowie den Preis der Stadt Wien für Dichtkunst (1960). Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, u. a. Der Gemmenschneider (1937), Die kühlen Bauernstuben (1946), Glück und Geduld (1952) und Ich kann mit meinem Menschenbruder sprechen (1965). Daneben wirkte er als Übersetzer aus dem Sanskrit, dem Ungarischen und Amerikanischen.