Johannes Urzidil, Schriftsteller, geb. am 3. 2. 1896 in Prag, gest. am 2. 11. 1970 in Rom. Der Sohn eines Eisenbahningenieurs studierte Germanistik, Slawistik und Kunstgeschichte an der Deutschen Universität in Prag. Von 1916 bis 1918 leistete er Dienst als Soldat im Ersten Weltkrieg und arbeitete anschließend als Übersetzer im deutschen Generalkonsulat in Prag. 1918 begründete er die Zeitschrift "Der Mensch" mit und beteiligte sich an expressionistischen Zeitschriften in Wien und Berlin. Zwischen 1922 und 1934 war er als Pressebeirat der Deutschen Gesandtschaft in Prag sowie als Korrespondent des Berliner "Börsen-Couriers" tätig. Zudem fungierte er als Korrespondent des "Prager Tagblatt" sowie der "Bohemia". 1939 flüchtete er über Österreich und Italien nach England, wo er sich der tschechoslowakischen Exilregierung anschloss, und emigrierte 1941 in die USA. Urzidil, der u. a. von Carl Zuckmayer und Ivan Goll finanziell unterstützt wurde, arbeitete als Lektor im Verlag "Farrar & Strauss", wurde 1946 amerikanischer Staatsbürger und war ab 1951 Mitarbeiter der Radiosendung "Stimme Amerikas". 1964 begann Urzidil mit einer regen Vortragstätigkeit, die ihn nach Europa und Israel führte.
Zu seinen Werken zählen der Gedichtband Sturz der Verdammten (1919), die Erzählungen Der Trauermantel (1945), Das Elefantenblatt (1962), Da geht Kafka (1965), Die erbeuteten Frauen (1966), Bist du es, Ronald? (1968), die Romane Die verlorene Geliebte (1956) und Das große Hallelujah (1959) sowie die Essaybände Das Glück der Gegenwart. Goethes Amerikabild (1958) und Väterliches aus Prag und Handwerkliches in New York (1969). Urzidil wurde mit dem Literaturpreis der Stadt Köln (1964) und dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (1966) ausgezeichnet.