Franz Tumler, Schriftsteller, geb. am 16. 1. 1912 in Gries bei Bozen (Südtirol), gest. am 20. 10. 1998 in Berlin. Besonders geprägt wurde Tumler durch die Vaterheimat Südtirol. Die Mutter übersiedelte nach dem Tod des Vaters, des Gymnasiallehrers und Sprachforschers Franz Tumler senior, nach Linz, wo Tumler die Schule besuchte und von seinem Stiefvater dazu angehalten wurde, genau zu beobachten und Erlebtes zu beschreiben. Der Großvater Josef Fridrich war Buchdrucker in Ried im Innkreis und später in Linz. Mit 14 Jahren besuchte Tumler die Verwandten in Laas, Schlanders und Bozen. Südtirol beeindruckte ihn nachhaltig, was sich in seiner ersten Erzählung Das Tal von Lausa und Duron niederschlug. Der unerwartet große Erfolg ebnete Tumler den Weg für sein literarisches Schaffen während des Zweiten Weltkriegs. Tumler war schon früh bekennender Nationalsozialist und seine politische Einstellung floß in Werke wie Der Soldateneid oder österreich ist ein Land des deutschen Reiches ein. Neben Paul Alverdes waren es Gertrud Fussenegger, Graf von Thun-Hohenstein, Bruno Brehm und Josef Weinheber, mit denen er in der Kriegs- und Nachkriegszeit Kontakt pflegt. 1941 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und siedelte sich nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft, die er in seinem Roman Heimfahrt aufarbeitete, in Hagenberg (Oberösterreich) an. Nach 1945 kämpfte Tumler darum, als Autor wieder Fuß zu fassen.
Aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit standen seine Bücher auf der Verbotsliste. Zuerst veröffentlichte er nur kleinere Arbeiten, wichtig für seinen Erfolg waren aber Ein Schloß in Österreich (1953) und Der Schritt hinüber (1956) sowie Der Mantel (1959). Ab 1956 begann ein neuer Abschnitt im Schreiben Tumlers, auch wenn er bestimmte Eigenheiten seines Erzählens durchhielt. Tumlers dritte literarische Heimat wurde Berlin, dort schloss er Freundschaft mit Gottfried Benn und wurde zu Treffen der Gruppe 47 eingeladen. Er war Mitglied und in den 1960er Jahren Leiter (Abteilung Literatur) der Berliner Akademie der Künste. In Südtirol entwickelte sich Tumler zu einer Schlüsselfigur der Literaturszene. Er bot mit seinem Werk Aufschreibung aus Trient eine breite Diskussionsbasis für die politischen Probleme rund um den Konflikt zwischen Deutschsprachigen und Italienern in Südtirol in den 1960er Jahren. Nach einem Schlaganfall 1973 konnte Tumler nur mehr Gedichte schreiben und starb 1998 in Berlin.