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Adrienne Thomas (eigentlich Hertha Strauch; Pseudonym u. a.: Erika Theobald), Schriftstellerin, geb. am 24. 6. 1897 in Saint-Avold (Elsaß-Lothringen, damals Deutsches Reich), gest. am 7. 11. 1980 in Wien. Die in der deutsch-französischen Spannungszone aufgewachsene jüdischstämmige Autorin meldete sich mit siebzehn Jahren als freiwillige Rotkreuz-Krankenschwester. Die Gräuel des Ersten Weltkriegs verarbeitete sie aus der Erfahrung mit Lazaretten und Versorgungsstationen in dem Roman Die Katrin wird Soldat (1930). Das millionenfach aufgelegte Buch wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt (unter Hitler verboten). Adrienne Thomas floh 1933 aus Deutschland, wo sie längere Zeit einen Wohnsitz in Berlin hatte, in die Schweiz, kurze Zeit später nach Frankreich und dann nach Österreich, das zur Zeit der Entstehung der in den 1950er Jahren zu Bestsellern avancierten Mädchenbücher Andrea (1937) und Viktoria (1938) noch als sicher gelten konnte.
Nach der Annexion Österreichs führte ihr Fluchtweg durch mehrere Länder Europas. Nach einer kurzfristigen Internierung in Frankreich im Frühjahr 1940 gelang es ihr, über Vermittlung des Schriftstellers Hermann Kesten ein Visum für die USA zu bekommen.
Im amerikanischen Exil lernte sie Julius Deutsch, den Gründer des sozialdemokratischen Schutzbundes und Anführer des Februaraufstandes von 1934. Ihm folgte sie 1947 nach Österreich, wo sie ihn 1951 heiratete. Ihre Wohnung in Grinzing (19. Wiener Gemeindebezirk) wurde eine Art literarischer Salon.

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (September 2008)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

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