Frank Thiess, Schriftsteller, geb. am 13. 3. 1890 in Eluisenstein bei Uexküll/Livland, gest. am 22. 12. 1977 in Darmstadt. Der Sohn eines Bauingenieurs aus Riga und einer Gutsbesitzerin kam bereits im Alter von drei Jahren nach Berlin. In Berlin und Tübingen studierte Thiess Germanistik und Philosophie. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als freier Journalist für das "Berliner Tageblatt". Frühen Erfolg als Schriftsteller brachte ihm der Roman Die Verdammten (1923) ein, der den Zerfall einer baltischen Familie schildert. Neben dem vierteiligen Romanzyklus Jugend (1924-1931), der den Identitätskrisen Jugendlicher in den Jahren nach 1918 gewidmet war, ist es vor allem sein in mehreren hunderttausend Exemplaren aufgelegter Tatsachenroman über die russisch-japanische Seeschlacht 1905 Tsushima: Roman eines Seekriegs (1936), der Thiess bekannt machte. Er bezeichnete sich selbst als Vertreter der Inneren Emigration, eine Haltung, die er vor allem in Auseinandersetzung mit dem Emigranten Thomas Mann bekräftigte. Seine Ausfälle gegen Kollegen, die emigriert waren, relativierte er nach 1945 teilweise wieder. Während und kurz nach dem Krieg erschienen zwei Romane über Enrico Caruso, Neapolitanische Legende (1942) und Caruso in Sorrent (1946). Thiess verfasste zahlreiche essayistische Werke und war im Nachkriegsdeutschland Vizepräsident der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied der Mainzer Akademie für Wissenschaft und Literatur.