Karl Anton Terzaghi, Techniker, geb. am 2. 10. 1883 Prag, gest. am 25. 10. 1963 in Cambridge (USA). Terzaghi entstammte einer alten Offiziersfamilie. Trotz des Besuchs von Militär-Realschulen in Güns (Ungarn) und Wiener Neustadt entschloß er sich nicht für eine militärische Laufbahn, sondern studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Graz. Gleichzeitig besuchte er Vorlesungen in den Bereichen Philosophie, Astronomie und Geologie. Nachdem er 1904 zum Diplom-Ingenieur graduiert war, diente er ein Jahr in der österreichischen Armee und übersetzte in seiner Freizeit Archibald Geikies Outline of Field Geology ins Deutsche. Dieser ersten Publikation sollten über 200 weitere folgen. Im Anschluß widmete er sich dem Bauingenieurwesen und der technischen Geologie. Nach einer dreijährigen Tätigkeit in einem österreichischen Ingenieurbüro nahm er Stellungen in Kroatien und Russland an und veröffentlichte in dieser Zeit eine umfassende Arbeit über die Landformen und Grundwasserbedingungen in Karstregionen, die heute noch zu den Standardwerken zählt. In Russland beschäftigte er sich mit der Fundierung großer Bauwerke und lieferte wissenschaftliche Beiträge zum bewehrten Beton. Nachdem er 1911 an der Technischen Hochschule in Graz promoviert hatte, fuhr er erstmals nach Amerika, wo er im Rahmen des großen Bewässerungsprogramms tätig war.
Im Ersten Weltkrieg war Terzaghi in der Zeit von 1914 bis 1916 zunächst an der serbischen Front eingerückt, später wurde ihm als k. k. Oberleutnant der Ausbau der technischen Flugfeldeinrichtung in Aspern übertragen. Ab 1916 war er als Professor an der Kaiserlich-Ottomanischen Ingenieurschule in Konstantinopel tätig, wo der Entschluß zur Schaffung einer Festigkeitslehre für Böden in ihm reifte. Nach umfangreichen Studien aller verfügbaren Literatur begann er selbst mit systematischen Untersuchungen von Böden in einfachen Laborversuchen und Modellen, da er zu dem Schluß gekommen war, daß es hoffnungslos sei, auf dem bisherigen Weg allgemein gültige Zusammenhänge zwischen dem Verhalten eines Bauwerkes und den Untergrundverhältnissen zu finden. Da er am Ende des Ersten Weltkrieges - als Angehöriger einer besiegten Nation - entlassen wurde, nahm er einen Lehrauftrag am amerikanischen "Robert College" in Istanbul an, wo er in Kürze ein Erdbaulaboratorium aufbaute. 1925 erschien sein fundamentales Werk Erdbaumechanik auf bodenphysikalischer Grundlage, ein Klassiker, der noch 1976 neu aufgelegt wurde und die moderne Bodenmechanik begründete. Im selben Jahr erhielt Terzaghi eine Einladung als Gastprofessor an das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA), wirkte bei zahlreichen Gründungen bedeutender Bauwerke als Experte mit und revolutionierte baupraktische Konzepte so fundamental, daß er zunächst weitgehend Skepsis erntete, nach langer Anfeindung jedoch in zunehmendem Maße Anerkennung erfuhr. 1929 wurde er an die Lehrkanzel für Wasserbau II. der Technischen Hochschule Wien berufen, die somit Zentrum der bodenmechanischen Forschung wurde. Terzaghi, der bis zu seiner Emeritierung 1956 Gastvorlesungen an mehreren Universitäten hielt, war auf allen Kontinenten tätig; seine Verdienste um die Schaffung und Entwicklung der Bodenmechanik sind so groß, daß diese Disziplin als sein alleiniges Lebenswerk angesehen werden kann.