Margarete Schütte-Lihotzky, Architektin, geb. am 23. 1. 1897 in Wien, gest. am 18. 1. 2000 ebenda. Schütte-Lihotzky besuchte die Bürgerschule, nahm Privatstunden bei einem Maler und wurde 1915/1916 ordentliche Hörerin an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo sie Architektur studierte. Für eine "Wohnküche in der äußeren Vorstadt" erhielt sie 1917 den Max-Mauthner-Preis der Wiener Handels- und Gewerbekammer. 1918 schloss sie ihr Studium erfolgreich ab und arbeitet im Atelier des Architekten Oskar Strnad. Ihre Entwürfe einer umfassenden Anlage, bestehend aus Museen, Theater- und Konzertsälen, Bibliothek und Arkadengängen erregten große Aufmerksamkeit. 1919 ging sie nach Holland, arbeitete im Büro des Architekten Jacobus Pieter Vermeer und besuchte an der Universität Amsterdam Vorlesungen bei Hendrik Petrus Berlage. 1920 kehrte sie nach Wien zurück, arbeitete für Adolf Loos, mit dem sie die erste große Siedlung in der Friedenstadt am Lainzer Tiergarten plante. 1921 wurde sie im Siedlungsamt des Wiener Magistrats angestellt, erwarb sich den Ruf einer Spezialistin für rationellen Bau und richtete die Beratungsstelle "Warentreuhand" ein. Sie erkrankte 1924 an Tuberkulose, wurde arbeitslos, übersiedelte nach Frankfurt, wo sie in einer Planungsgruppe des Hochbauamtes unter Ernst May arbeitete und mit der "Frankfurter Küche" bekannt wurde. 1927 heiratete sie den Architekten Wilhelm Schütte und begleitete May 1930 in der Sowjetunion, wo sie soziale Bauten entwarf. 1937 verließ sie Moskau, emigriert über Paris und London nach Istanbul und unterrichtete dort bis 1939 an der Académie des Beaux-Arts. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Österreich, schloss sie sich dem antifaschistischen Untergrund an, wurde 1941 während eines Einsatzes in Wien festgenommen und war bis 1945 im Frauengefängnis Aichach bei Augsburg (Bayern) inhaftiert. Ab 1947 wohnte sie wieder in Wien, wo sie drei Projekte ausführte, u. a. ein Wohnhaus der Gemeinde in der Schüttelstraße aus. Sie engagierte sich im internationalen Weltfriedensrat, im Vorstand des österreichischen KZ-Verbandes und in der Frauenbewegung.
1985 veröffentlichte sie Erinnerungen aus dem Widerstand 1938–1945, postum erschien Warum ich Architektin wurde (2004). Schütte-Lihotzky erhielt das Ehrendoktorat der Technischen Universität Graz, die Ehrenmitgliedschaft der Hochschule für angewandte Kunst sowie den Staatspreis für Wissenschaft und Kunst (1988).