Karl Schönherr, Schriftsteller und Arzt, geb. am 24. 2. 1867 in Axams (Tirol), gest. am 15. 3. 1943 in Wien. Er verbrachte Kindheit und Jugend im Nordtiroler Dorf Axams und im südtirolischen Schlanders. Hier erhielt er die entscheidenden Eindrücke, die er im Personal seiner Stücke – den Bergbauern, Wirten, Jägern, dem fahrenden Volk – verarbeitete. Schönherr studierte zunächst Philosophie und dann Medizin in Innsbruck und Wien. Während seiner Studienzeit schloss er sich der Bewegung "Jung Tirol" an, die deutschnationale und antiklerikale Ziele verfolgte. Nach der Promotion im Jahr 1896 wurde er Hilfsarzt am Spital in St. Pölten (Niederösterreich), um sich wenig später als selbständiger Arzt in Wien niederzulassen. Die Erfahrung der existenzbedrohenden Armut dieser Jahre sowie Fragen des ärztlichen Berufsethos sind in Stücke eingegangen, die die sozialen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg zum Thema haben. Als sich mit dem Einakter Die Bildschnitzer (Uraufführung Wien 1900) erste Bühnenerfolge einstellten, gab er den Arztberuf auf. Die produktivste und erfolgreichste Phase begann mit der Aufführung von Erde (Uraufführung Agram 1907) und dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 1911 und 1917 wurde Schönherr mit dem Grillparzerpreis ausgezeichnet.
Schönherr versuchte die lokale Mundart seiner Heimat zu kopieren. Die Aufführungen der legendären "Exl-Bühne", einer Tiroler Volksschauspielertruppe, wurden zum Maßstab einer "authentischen" Schönherr-Interpretation. Schönherrs wichtigste Bühne blieb jedoch zeitlebens das Wiener Burgtheater, in dessen Auftrag zahlreiche Werke entstanden sind und wo er seine größten Erfolge feierte. Der Weibsteufel (1914) wurde mehrmals verfilmt (u. a. als Stummfilm: "The She Devil") und in mehrere Sprachen übersetzt. Eine Gruppe von Dramen beschäftigt sich mit den Tiroler Freiheitskämpfen der Jahre 1809/1810. Schönherrs letztes Stück Die Fahne weht (1937) wurde kurz nach dem Einmarsch der Hitlertruppen in Österreich zum ersten Stück, das am Burgtheater unter der Direktion des nationalsozialistischen Schriftstellers Mirko Jelusich aufgeführt wurde.
Schönherr verfolgte mit seiner Dramatik keine unmittelbar politischen Ziele, Figurenzeichnung und Sprache rücken ihn aber in die Nähe der "Blut-und-Boden"-Literatur.