Adolf von Sonnenthal, Schauspieler und Regisseur, geb. am 21. 12. 1832 in Pest (Ungarn), gest. am 4. 4. 1909 in Prag. [...] Auf Wunsch seiner 1848 verarmten Eltern absolvierte Sonnenthal eine Schneiderlehre in Pest und kam 1850 als Geselle nach Wien, wo der Besuch des Hofburgtheaters ihm den entscheidenden Anstoß gab, Schauspieler zu werden. Nach kurzer Zeit als Statist am Burgtheater debütierte er 1851 in Temesvar. Es folgten Engagements [...] in Hermannstadt (Sibiu), [...] Graz und [...] Königsberg (Kaliningrad), ehe er 1856 am Burgtheater gastierte. Trotz umstrittener Leistung von Heinrich Laube engagiert, wurde Sonnenthal bereits 1859 Hofschauspieler, feierte große Erfolge als Salonliebhaber und Bonvivant und war in dieser Eigenschaft auch in modischen Belangen maßgeblich [...]. In tragenden Rollen zunächst weniger erfolgreich, erarbeitete sich Sonnenthal auch das klassische Fach [...]. Der Ende der 1870er Jahre erfolgte Wechsel ins ältere Charakterfach brachte ihm neuerliche Triumphe, etwa als Risler in Fromont junior und Risler senior von Alphonse Daudet und Adolphe Belot und als "Fabricius" in Adolf Wilbrandts Die Tochter des Herrn Fabricius. Nun folgten auch seine wohl bedeutendsten Leistungen als "Wallenstein", "Lear" und "Nathan". Während seines 53-jährigen Wirkens am Burgtheater war Sonnenthal in über 400 Rollen zu sehen, deren Spektrum vom Biedermeierlustspiel bis zum naturalistischen Stück reichte. Gastspiele führten ihn bis nach Rußland (1884, 1900) und in die USA (1885, 1899, 1902). 1870 wurde er Regisseur, 1884 Oberregisseur. Als interimistischer Direktor (1887-1888, 1889-1890) leitete er die Übersiedlung vom alten ins neue Burgtheater. [...] Zu seinen Schülern zählten u. a. Alexander Strakosch und Raoul Aslan. Sonnenthal erhielt hohe österreichische (Orden der Eisernen Krone III. Klasse, 1881, Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens, 1906) und ausländische Orden und wurde 1881 in den Ritterstand erhoben.