Johann Gabriel Seidl, Schriftsteller, Historiker und Archäologe, geb. am 21. 6. 1804 in Wien, gest. am 18. 7. 1875 ebenda. Seidl studierte von 1819 bis 1826 Philosophie und Rechtswissenschaften in Wien, mußte jedoch aus finanziellen Gründen sein Studium aufgeben. Er unterrichtete als Hauslehrer und ab 1829 an einem Gymnasium in Cilli (Slowenien). 1840 kehrte er nach Wien zurück und wurde Kustos des Münz- und Antikenkabinetts. Bis 1848 war er auch als Bücherzensor tätig und wurde 1867 zum Regierungsrat ernannt.
Ab den 1820er Jahren veröffentlichte Seidl, der während seiner Studienzeit mit Nikolaus Lenau befreundet war, lyrische, novellistische und dramatische Werke. Er schrieb auch Beiträge und Rezensionen für Zeitschriften, gab die Almanache "Aurora", "Iduna" und "Das Veilchen" heraus.
Zu seinen dramatischen Werken zählen u. a. Der kurze Mantel (1824), Der Maurer und der Schlosser (1826), Verlegenheit über Verlegenheit, oder Staberl als Lord und Arrestant (1831) und s'letzte Fensterl'n (1844). Seidl wurde insbesondere durch seine Lyrik populär. Bereits 1826 erschien die erste Sammlung seiner Dichtungen. Die Bifolien (1836) wurden zum Teil von Schubert vertont und die Flinserln (1828–1837), die überwiegend in niederösterreichischer Mundart verfasst waren, gingen ins Volksliedgut ein. Zudem schuf er 1854 den Text zur österreichischen Kaiserhymne "Gott erhalte".