Leo Santifaller, Historiker, Archivar und Bibliothekar, geb. am 24. 7. 1890 in Kastelruth (Südtirol), gest. am 5. 9. 1974 in Wien. Santifaller studierte Geschichte, Rechtsgeschichte, Kunstgeschichte sowie Philologie an den Universitäten Wien und Freiburg im Breisgau und promovierte 1919 mit der Dissertation Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter. Von 1919 bis 1921 war er als Bibliothekar am Institut für Österreichische Geschichtsforschung angestellt und anschließend bis 1927 Vorstand des Staatsarchivs und des Kunstamtes in Bozen. Bis 1929 arbeitete er an der "Monumenta Germaniae Historica" in Berlin mit, hatte sich bereits ein Jahr zuvor habilitiert, wurde dann Professor für Geschichte und historische Hilfswissenschaften in Breslau und unterrichtete seit 1943 an der Universität Wien. 1945 wurde er zum Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung sowie zum Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs ernannt. Zwischen 1956 und 1965 fungierte er als wissenschaftlicher Direktor des Österreichischen Kulturinstituts in Rom.
Santifallers Spezialgebiete waren Urkundenlehre, Paleographie und Verfassungsgeschichte. Er begründete 1948 die "Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs" sowie 1958 die "Römischen Historischen Mitteilungen" und war 1957 einer der Mitinitiatoren des "Österreichischen Biographischen Lexikons".
Zu seinen Werken zählen u. a. Regesten des Kirchenarchivs Kastelrut (1923), Archive Deutsch-Südtirols (1930) und Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive (1942–1943) in drei Bänden.
Santifaller war seit 1945 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Vorsitzender in der Kommission für diplomatische Geschichte im internationalen Historikerausschuss, erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden sowie den Wilhelm-Hartel-Preis (1970).