Ferdinand von Saar, Schriftsteller, geb. am 30. 9. 1833 in Wien, gest. am 23. 7. 1906 ebenda. Saar wuchs als Halbwaise in Wien auf, erlebte 1848 als Gymnasiast die Revolution und trat 1849 als Kadett in die k. k. Armee ein. 1854 wurde er zum Leutnant befördert, schied 1860 vom Militär aus und lebte fortan als freier Schriftsteller. Hohe Schulden brachten ihn immer wieder in Haft und verhinderten seine literarische Produktion. Er pflegte Kontakte mit Robert Hamerling und der Wiener Gesellschaft und erhielt 1871 eine großzügige finanzielle Zuwendung von Josephine von Wertheimstein. Er erfuhr auch Förderung durch die Gräfin Salm-Reifferscheidt und wurde von den Schriftstellern des "Jungen Wien", wie Arthur Schnitzler, Hermann Bahr und Hugo von Hofmannsthal, anerkannt und verehrt. 1881 heiratete Saar Melanie Lederer, die jedoch 1884 wegen einer schweren Krankheit den Freitod wählte. Sein Stück Wiener Elegien (1893) war ein Publikumserfolg, er konnte sich jedoch als Dramatiker nicht durchsetzen. Im fortgeschrittenen Alter verursachte ihm eine Krebserkrankung Schmerzen, weswegen er sich nach einer misslungenen Operation das Leben nahm.
Sein Werk, das dem Wiener Impressionismus nahe stand, war oft autobiographisch gefärbt, zeichnete ein Bild der k. k. Armee, der Wiener Gesellschaft sowie der Verfallserscheinungen der Monarchie und machte den politischen und gesellschaftlichen Wandel im 19. Jahrhundert deutlich.
Saar veröffentlichte u. a. Novellen aus Österreich (1877), Schicksale (1889), Frauenbilder (1892) und Tragik des Lebens (1906). Er erhielt 1890 den Franz-Joseph-Orden und gehörte seit 1902 dem österreichischen Reichsrat an.