Foto von Carl von Rokitansky

Carl von Rokitansky, Pathologe, geb. am 19. 2. 1804 in Königsgrätz (Böhmen), gest. am 23. 7. 1878 in Hernals (heute: Wien). […] Rokitansky studierte Medizin an den Universitäten Prag (1822–1824) und Wien (1824–1828). Ab 1827 war er unbesoldeter Praktikant, ab 1830 Assistent an der pathologisch-anatomischen Prosektur des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, ab 1832 supplierender außerordentlicher Professor der pathologischen Anatomie und Kustos des pathologischen Museums. 1834 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen und 1844 zum ordentlichen Professor der pathologischen Anatomie an der Universität Wien. […] Mit der Beschreibung und Klassifizierung einzelner Krankheitsprodukte schuf er die Grundlage der speziellen pathologischen Anatomie. […] Weil er die verschiedenen Entwicklungsstufen der Krankheit an der Leiche registrierte, entstand die Vorstellung des "Krankheitsprozesses". Rokitansky […] forderte von der pathologischen Anatomie nicht nur, die ausgebildeten Krankheiten zu erkennen, sondern auch ihre Entstehung, ihre weitere Ausbildung, ihre Abnahme und Ausgangsweisen überhaupt im materiellen Substrat zu erforschen, um auch zu erfahren, wie die Natur Krankheiten heilt. Neben der Begründung der deskriptiven pathologischen Anatomie versuchte Rokitansky auch eine allgemeine Pathologie zu erfassen und wurde Schöpfer der von aber nach Rudolf Virchows Kritik wieder fallengelassenen "Krasenlehre". […] Über seine Forschungen hinaus war Rokitansky wesentlich beteiligt an der Lösung der Fragen der Struktur des Hochschulwesens und des Ärztestandes. […] In Wien schuf er die Grundlagen des Begriffes "anatomische Klinik", allen voran gemeinsam mit dem Internisten Skoda, und erreichte die Einrichtung einer Psychiatrischen Klinik sowie des Instituts für allgemeine und experimentelle Pathologie. […] 1848 wurde er wirkliches Mitglied, 1866 Vizepräsident und von 1869 bis 1878 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Wien. In den Jahren 1849/1850, 1856/1857, 1859/1860, 1862/1863 fungierte er als Dekan der medizinischen Fakultät. 1852/1853 war er erster frei gewählter Rektor der Universität Wien. […] Er veröffentlichte u. a. Handbuch der pathologischen Anatomie (1842–1846) in drei Bänden.

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 28.07.2010) [gekürzt]    Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

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