Walter Ritzer, Literarhistoriker und Bibliothekar, geb. am 16. 3. 1911 in Wien, gest. am 16. 5. 1984 ebenda. Ritzer studierte Germanistik und Indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität Wien, promovierte 1935 mit der Dissertation Hugo von Hofmannsthals Bearbeitungen griechischer Dramen: Alkestes und König Ödipus. Er trat als Ausbildungskandidat für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst in die Nationalbibliothek ein, wo er 1937 die Fachprüfung ablegte. Nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 wurde er entlassen und arbeitete ab 1939 bei der Zeitschriftenauslieferung "Morawa & Co." und wurde zur deutschen Wehrmacht eingezogen. In Estland geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. 1947 kehrte er nach Österreich zurück und fand Anstellung an der Bibliothek der Technischen Hochschule Wien, die er von 1957 bis 1976 leitete. Unter Ritzer erfolgte die Modernisierung der Bibliothek sowie 1972 die Errichtung einer Fachbibliothek für Chemie. Ritzer betätigte sich auch auf dem Gebiet der neueren österreichischen Literaturwissenschaft, befasste sich in zahlreichen Aufsätzen mit Hugo von Hofmannsthal und erstellte Personalbibliographien zu Rainer Maria Rilke (1951), Georg Trakl (1955) und Robert Hamerling (1958).
Ritzer wurde in den Beirat für das Bibliothekswesen des Bundesministeriums für Unterricht berufen und gehörte seit 1948 der Prüfungskommission für den gehobenen Dienst an Bibliotheken an. Er war Mitglied des Ausschusses der Vereinigung österreichischer Bibliothekare sowie Vizepräsident des Österreichischen Instituts für Bibliotheksforschung, Dokumentations- und Informationswesen. Ritzer wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1966) und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1976) ausgezeichnet.