Heinrich Rienössl, geb. am 4. 6. 1877 in Wien, gest. am 18. 12. 1939 ebenda. Nach Beendigung der Oberrealschule trat Heinrich Rienössl in den Staatsdienst ein, wo er 1919 als Rechnungsrat in Rente gehen sollte. Neben seinem Brotberuf widmete er sich bald der Literatur, studierte an der Universität Wien Germanistik und veröffentlichte in Zeitungen und Zeitschriften Kurzgeschichten und Feuilletons. Seit der Jahrhundertwende erschienen in größeren Abständen Sammlungen von längeren und kürzeren Erzählungen wie Herbstesrauschen. Novellen und Skizzen (1906) und Wien im Krieg. Novellen und Skizzen (1916). Größere Beachtung fand Rienössls später als Grenzlandroman bezeichnete Erzählsammlung Das heilige Erbe. Erzählungen und Skizzen (1912), in der er das Nationalitätenproblem der k.k. Monarchie an der deutschen Sprachgrenze beschrieb.
Nach dem Ersten Weltkrieg wandte Rienössl sich verstärkt der Bühne zu. Sein erstes Stück, Die Kinderbergstadt, eine Komödie in drei Aufzügen, wurde zwar bereits 1918 vom Wiener Volkstheater angenommen, eine Aufführung kam aber erst 1920 zustande. 1936 führte das Akademietheater nur wenige Wochen nach den Olympischen Sommerspielen in Berlin das Lustspiel Der Nationalheld auf, das in Zusammenarbeit mit Hans Naderer entstanden war. Das Stück wurde später auch im Schauspielhaus Zürich gezeigt. Weitere Stücke (Auswahl): Die schöne Braunhild, Stationen der Liebe, Der heilige Bürokratius, Der schwarze Geiger, Der Theaterhofrat über das Leben Franz Grillparzers.
Ab den 1930er Jahren arbeitete Rienössl auch für den Rundfunk, seine Hörspiele, die in der RAVAG gesendet wurden, erfreuten sich großer Beliebtheit: Hilfe in Not, 1933 für die Winterhilfe geschrieben, oder Die heilige Lüge (1936).
Ein 1901 von Rienössl gegründeter Wiener Theater- und Literaturverein löste sich aufgrund politischer Zerwürfnisse schon bald wieder auf.
Rienössl, dem man einen liebevollen, zugleich authentischen Blick auf Wiener Milieus und einen gefühlvollen Umgang mit dem Wiener Idiom nachsagt, verstand sich als Dramatiker in der Nachfolge berühmter und populärer Volksstück-Autoren wie Ferdinand Raimund, Johann Nestroy oder auch Ludwig Anzengruber.