Alois Riegl, Kunsthistoriker, geb. am 14. 1. 1858 in Linz, gest. am 19. 6. 1905 in Wien. Riegl studierte ab 1877 an der Universität Wien zunächst Jus, dann von 1878 bis 1883 Geschichte und Kunstgeschichte bei Büdinger, Sickel, Eitelberger und Thausing und absolvierte von 1881 bis 1883 das Institut für Österreichische Geschichtsforschung. 1883 promoviert, war er zwischen 1884 und 1897 am Österreichischen Museum für Kunst und Industrie tätig, zunächst als Volontär, ab 1886 als Kustosadjunkt und als Nachfolger Wickhoffs bis 1897 als Leiter der Textilsammlung. Auf zahlreichen Studienreisen […] fand Riegl die Grundlage für seine wissenschaftlichen Arbeiten, bei denen sein Interesse den Epochen galt, die bisher von der Kunstgeschichtsschreibung vernachlässigt worden waren, wie z. B. der Spätantike, die nun nicht mehr als Verfallszeit gesehen wurde, sondern am Beginn einer neuen Periode stehend. Zur Deutung der dabei auftretenden Änderung in der Auffassung des Kunstwerkes führte er den Begriff des "Kunstwollens" in die Kunstgeschichte ein […]. 1889 wurde er Privatdozent für Kunstgeschichte des Mittelalters und der neueren Zeit, 1894 außerordentlicher Professor und 1897 ordentlicher Professor der Kunstgeschichte an der Universität Wien. Die Bedeutung Riegls für die Wiener Schule der Kunstgeschichte – u. a. gehörte Max Dvořák zu seinen Schülern – ist sehr groß. Er führte sie endgültig aus der bisherigen Bindung an die spekulative Kunstästhetik heraus und etablierte sie als historisch-empirisch Wissenschaft mit der Forderung nach einer wertfreien Betrachtungsweise. […] In seinen letzten Lebensjahren war Riegl in zunehmendem Maße auch für die Denkmalpflege tätig. Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. korrespondierendes Mitglied des deutschen archäologischen Instituts (1899), Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts (1901) und korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien (1902). Er veröffentlichte u. a. Altorientalische Teppiche (1891) und Stilfragen. Grundlegungen zu einer Geschichte der Ornamentik (1893). Seine "Gesammelten Aufsätze" (1929) und "Historische Grammatik der bildenden Künste" (1966) wurden postum herausgegeben.