Erwin Rieger (Pseudonym: Erich Richter), Schriftsteller, geb. am 13. 9. 1889 in Wien, gest. am 25. 11. 1940 in Tunis. […] Rieger war ursprünglich für die Offizierslaufbahn bestimmt, studierte jedoch von 1907 bis 1909 und von 1911 bis 1913 an der Universität Wien, dazwischen in Heidelberg und Bonn, Germanistik und Romanistik. 1913 promovierte er und arbeitete vorübergehend in der Wiener Hofbibliothek sowie in Privatbibliotheken. Während des Ersten Weltkriegs leistete er eine Zeitlang Dienst im Kriegsarchiv und lebte dann in der Schweiz. Nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-ungarischen Monarchie kehrte er wieder nach Wien zurück, wo er sich […] seiner schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit widmete. 1936 trat er in die Redaktion der "Neuen Freien Presse" ein, emigrierte jedoch 1938 nach Frankreich und ging im Oktober desselben Jahres nach Tunis, um dort eine Stelle am Botanischen Institut anzutreten. Rieger gehörte dem Freundeskreis Stefan Zweigs an, den er 1918 in der Schweiz kennengelernt hatte und dem er mehrfach bei Übersetzungen und Recherchen […] half. […] Rieger war Erzähler, Lyriker und Essayist. Seine Novellen zeigen ihn als Spätimpressionisten mit dem Hang zu melancholischer Besinnlichkeit. […] Al Herausgeber der "Anthologie österreichischer Lyrik" (1931), bekundete er einfühlendes Verständnis für die lyrischen Vertreter seiner Zeit, u. a. für den damals noch kaum bekannten Weinheber. Als Übersetzer hat sich Rieger um französische Dichtung (Stendhal, Mérimée, Duhamel, Rolland) verdient gemacht.
Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Offenbach und seine Wiener Schule (1920), Die gute alte zeit der Wiener Operette (1922), der Roman Die Zerrissenen (1921), der Gedichtband Der wirkliche Himmel (1930) sowie die Erzählungen Juliska und die Husaren (1921), Zwischen Tod und Leben (1935) und Untergrund (1959).