Josef Redlich, Jurist und Politiker, geb. am 18. 6. 1869 in Göding (Mähren), gest. am 11. 11. 1936 in Wien. Redlich studierte Staats- und Verwaltungsrecht an den Universitäten Wien, Leipzig und Tübingen. Er promovierte 1891 und arbeitete als politischer Verwalter der mährischen Statthalterei. 1901 habilitierte er sich für Verwaltungsrecht mit der Arbeit Die englische Lokalverwaltung, wurde 1906 zum außerordentlichen und 1908 zum ordentlichen Professor ernannt. 1907 berief ihn die Universität Harvard in Cambridge (USA) als ersten österreichischen Austauschprofessor. Zwischen 1907 und 1914 sowie 1920 und 1924 hielt er Gastvorlesungen über Probleme des Staatsrechts an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Zwischen 1921 und 1922 hielt er Vorträge am "Political Institute" in Wiliamstown (USA) und wurde 1926 als Professor für Staats- und Verwaltungsrecht dauerhaft nach Harvard berufen.
Redlich war von 1906 bis 1908 Mitglied des mährischen Landtages, ab 1907 Abgeordneter des Reichsrates für die deutsch-liberale Partei, wirkte 1918 im Kabinett von Heinrich Lamasch als Finanzminister und 1931 in derselben Funktion im Kabinett von Karl Buresch. Zu seinen Schriften zählen u. a. Zur Theorie und Kritik der englischen Lokalverwaltung (1905–1910), Österreichische Kommunalverwaltung (1910), Das österreichische Staats- und Reichsproblem (1921–1926) und Österreichs Verwaltung im Weltkrieg (1925). Er erhielt das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1931).