Johann Nestroy, Dramatiker und Schauspieler, geb. am 7. 12. 1801 in Wien, gest. am 25. 5. 1862 in Graz. Der Sohn eines Advokaten aus Komorau absolvierte [...] von 1817 bis 1822 die philosophischen Jahrgänge und das Jusstudium an der Universität Wien. Teils aus finanziellen Gründen, teils aus Theaterleidenschaft, brach er das Studium ab und debütierte erfolgreich 1822 an der Wiener Hofoper als "Sarastro". Ab 1923 Wanderjahre zwischen verschiedenen deutschsprachigen Bühnen [...], wobei Nestroy seine später so zugkräftige Fähigkeit zum Extemporieren entwickelte [...]. Ab 1831 hatte Nestroy durch Carl Carl ein dauerhaftes Engagement am Theater an der Wien als Komiker und Bühnendichter. [...] Ab 1839 spielte Nestroy auch in dem ebenfalls Carl gehörigem Leopoldstädter Theater (ab 1847: Carl-Theater), ab 1845 nur mehr dort. 1854 pachtete er das Carl-Theater, wobei die künstlerische Leitung von Carl Treumann, die administrative seiner Lebensgefährtin, der Sängerin Marie Weiler, wahrgenommen wurde. [...] 1860 trat er als Direktor zurück und übersiedelte nach Graz, wo er 1862 zum letzten Mal auftrat. Nestroys Komödiantentum, die Lösungsversuche seiner seelischen Spannungen in der beißenden Ironie und die Verachtung der hohen literarischen Zirkel zugunsten des unmittelbaren Kontakts mit einem breitgestreuten Publikum prägen die Eigenart seines Werks. Laufend ergänzte er sein Repertoire (insgesamt 879 Rollen) und lieferte durchschnittlich drei Stücke pro Jahr [...]. Von den Anfängen bis 1838 dominierten "kolossalische", aggressive Satiren, sogenannte Antimärchen, in denen sich Nestroy allmählich von der Wiener Tradition des Zauberspiels und Besserungsstücks zugunsten eines stärkeren realistischen und didaktischen Akzents löst, um das Weltbild des Biedermeier parodistisch zu negieren. 1839 bis 1852 sind es zwei Gruppen, in denen die Aggression zum Spiel, die Komik zur ironischen Lebensphilosophie entwickelt wird: Zunächst die [...] Form der Posse mit Gesang, daneben [...] eine Reihe melodramatischer Intrigen und politischer Satiren [...]. Eine Sonderstellung nehmen Nestroys literarische Parodien und Travestien ein, die aus einer beliebten Gattung der Wiener Volkskomödie zum Instrument ironischer Enthüllung weiterentwickelt wurden [...]. Nestroys "Sämtliche Werke in einer Historisch-kritischen Gesamtausgabe" wurde von Fritz Brukner und Otto Rommel in 15 Bänden herausgegeben (1924–1930).