Wilhelm Kress, Klaviermacher und Erfinder, geb. am 29. 7. 1836 in St. Petersburg, gest. am 24. 2. 1913 in Wien. Kress erlernte das Handwerk eines Klaviermachers und Klavierstimmers. Nach ausgedehnten Reisen durch Mitteleuropa begann er sich 1864 mit Problemen der Luftfahrt zu befassen, Versuche mit einem papierdrachenähnlichen, uhrfederbetriebenen Flugmodell erwiesen sich jedoch als Fehlschlag. Nachdem er zuerst in Frankreich Fuß zu fassen versucht hatte, etablierte sich Kress 1873 in Wien als Klavierstimmer, ab 1887 im ersten, ab 1889 im vierten Wiener Gemeindebezirk als Klaviermacher. Seine Versuchstätigkeit nahm er erst 1876 wieder auf und entwarf den sogenannten "Fahnenpropeller", eine zweiflüglige Luftschraube aus rechtwinkelig gebogenen, elastisch, stoffbespannten Bügeln. 1876 flog sein erstes Flugzeugmodell. Bis 1879 baute Kress mehrere neuzeitlich anmutende Flugmaschinen mit Tragflächen, Dämpfungsfläche, waagrechtem Höhenruder und senkrechtem Seitenruder. Als Antrieb diente der schon von Pénaud erfolgreich verwendete "Gummischnurmotor". Die erste öffentliche Vorführung eines dieser Modelle erfolgte am 5. 3. 1880 anläßlich einer Versammlung des niederösterreichischen Gewerbevereins in Wien. [...] In der Folge beschäftigte er sich sogar ein wenig mit Motorenbau, wovon die Ideenskizze eines "Rotationsmotors" aus dem Jahr 1888 zeugt. Auch mit dem Thema des Muskelfluges setzte sich Kress in diesen Jahren auseinander [...]. Die Unzulänglichkeit seiner theoretischen Vorbildung erkennend, belegte er als außerordentlicher Hörer, 57jährig, 1893/1894 Maschinenbauvorlesungen bei Johann von Radinger an der Wiener Technischen Hochschule. In diese Zeit fällt auch die Konstruktion der Kresschen "Captivschraube". Nachdem 1898 endlich die Finanzierung sichergestellt war, konnte der Bau eines großen Drachenfliegers [...] in Angriff genommen werden.
Zu seinen Werken zählen u. a. Aviatik. Wie der Vogel fliegt und wie der Mensch fliegen wird (1905) und Die erste Entwicklung des Drachenfliegers in Wien (1912).