Viktor Kraft, Bibliothekar und Philosoph, geb. am 4. 7. 1880 in Wien, gest. am 3. 1. 1975 ebenda. Kraft studierte an der Universität Wien Geschichte und Geographie und wurde mit der Arbeit Die Erkenntnis der Außenwelt (1903) promoviert. Er trat 1912 als Referent für Philosophie in die Wiener Universitätsbibliothek ein und habilitierte sich 1914 für Philosophie an der Universität Wien. 1925 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, verlor 1938 seine Lehrbefugnis und mußte als Bibliothekar vorzeitig in den Ruhestand gehen. 1945 wurde er rehabilitiert, kehrte in den Bibliotheksdienst zurück, war ab 1947 außerordentlicher Professor an der Universität Wien und ab 1950 Ordinarius. Kraft arbeitete, ausgehend von der neopositivistischen Philosophie, an einer metaphysikfreien und erkenntnistheoretisch fundierten Ethik. Er veröffentlichte u. a. Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre (1937) und Erkenntnislehre (1960). Seit 1954 war Kraft Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.