Foto von Leo Katz

Leo Katz, Schriftsteller, geb. am 22. 1. 1892 in Sereth (Bukowina), gest. am 9. 8. 1954 in Wien. Bis zum rumänischen Bauernaufstand 1907 besuchte Katz die Cheder-Schule in seiner Heimatstadt. In Wien absolvierte er 1910 die Matura extern. Er studierte an der Universität Wien Geschichte und Orientalistik und promovierte 1920 mit einer Arbeit über das Judentum im europäischen Mittelalter.
Der Werdegang von Leo Katz ist nur in Verbindung mit seinen verschiedenen Funktionen in der kommunistischen Partei zu erklären. Dieses Engagement führte ihn nach New York (1920–1922), daraufhin - mit Zwischenaufenthalten in Wien - nach Paris (1926-1927) und 1930 nach Berlin, von wo er 1933 nach Paris flüchtete. 1938 aus Frankreich ausgewiesen, floh er nach New York und 1940 nach Ciudad de Mexiko, wo er neun Jahre lang blieb. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Israel kehrte er 1949 nach Wien zurück.
Die literarische Tätigkeit von Leo Katz oszilliert sowohl zwischen seiner Muttersprache, dem Jiddischen, dem Deutschen und den Sprachen der Exilländer als auch zwischen Journalistik, Wissenschaftspublizistik und literarischer Prosa. Sein erster Roman Totenjäger, 1944 in Mexiko erschienen, beschreibt die Situation der Juden in der Bukowina in den Jahren 1941/1942 ohne auf die gesamteuropäische Perspektive zu verzichten. Der historische Roman Die Welt des Kolumbus, der 1954 in Berlin erschien, kennzeichnet das Spätwerk, in dem aus historischer Distanz ein vielschichtiges und differenziertes Geschichtsbild entwickelt wird.
Weitere selbständige Werke sind die Romane Seedtime (1946) und Brennende Dörfer (1993), die Jugendbücher Die Grenzbuben (1951) und Tamar: Erlebnisse aus der Zeit des Spartakusaufstandes (1952) und der historische Roman Der Schmied von Galiläa (1955).
Journalistische Arbeiten verfasste Katz auf englisch, jiddisch, deutsch, spanisch und russisch. Die Organe, in denen er publizierte, wurden teilweise von ihm mitgegründet. Es handelt sich u. a. um: "Die Rote Fahne" (Berlin und anderswo), "Morning Freiheit" und "NYer Volkszeitung" (beide New York), "Freies Deutschland", "Austria Libre" und "Tribuna Israelita" (alle Ciudad de Mexico), "Volksstimme" (Wien), "Naie Presse" (Paris), "Proletarska Prawda" (Kiew), "Ogonjok" (Moskau).

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (September 2008)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

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