Johann Jungwirth, Anthropologe, geb. am 25. 8. 1909 in Wien, gest. am 24. 7. 1980 ebenda. Jungwirth studierte zunächst Maschinenbau und Elektronik an der Technischen Hochschule Wien, dann Medizin, Anthropologie bei Josef Weninger und Urgeschichte bei Josef Menghin. Er promovierte 1939, wurde 1940 als Kriegsfreiwilliger zur Deutschen Wehrmacht einberufen und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1947 kehrte er nach Wien zurück, arbeitete als Angestellter einer Baufirma und ab 1959 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Anthropologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien. Von 1965 bis 1974 fungierte Jungwirth als Leiter der Abteilung, wo er 1968 die Anthropologisch-erbbiologische Begutachtungsstelle, 1969 die Biohistorische Sammlung und 1974 die Humangenetische Familienberatungsstelle gründete.
Jungwirth nahm an Grabungen im hallstattzeitlichen Gräberfeld von Obritzberg (Niederösterreich), an der Bergung der Skelette aus dem Karner von St. Valentin im Schwarzatal sowie an der Grabung im frühgeschichtlichen Gräberfeld von Pottenbrunn (Niederösterreich) teil. 1963/1964 und im Herbst 1965 beteiligte er sich im Auftrage der UNESCO an der Bergung von Gräberfeldern in Ägyptisch-Nubien und 1967/1968 an Ausgrabungen in Tell ed Dab'a in Unterägypten.
Seit 1939 war Jungwirth Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft. Von 1958 bis 1974 fungierte er als deren erster Sekretär und wurde 1975 zum Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Er erhielt das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1970) und die Freiherr von Andrian-Werburg-Medaille (1974) der Anthropologischen Gesellschaft in Wien.