Lili Hutterstrasser-Scheidl, Komponistin, geb. am 7. 10. 1881 oder 1882 in Wien, gest. am 22. 4. 1942 in Wien. Lili Hutterstrasser-Scheidl war die Tochter des Blumen- und Schmuckfedernfabrikanten Eduard Hutterstrasser und seiner Frau Amélie, geborene Töpper, die bereits 1885 starb. Lili Hutterstrasser-Scheidl wuchs in einem großbürgerlichen Haus auf und erhielt Gesangs-, Kompositions-, Violin- und Klavierunterricht. Als Komponistin verwendete sie das Pseudonym Lio Hans. Sie schuf zahlreiche Lieder mit Klavier- oder Orchesterbegleitung, sowie Opern, Pantomimen, Chorwerke, Orchesterwerke und Werke für Violoncello solo und Orchester, die im spätromantischen Stil gehalten sind. Spätestens ab 1905 wurden ihre Werke im Bösendorfersaal und im Ehrbarsaal in Wien aufgeführt. 1907 wurden ihre ersten Lieder im Verlag Doblinger veröffentlicht. Im Juli 1909 heiratete sie den späteren Generalstabsarzt Hans Scheidl. Ihre Villa im Cottageviertel in Wien wurde zu einem Treffpunkt gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Lili Hutterstrasser-Scheidl hatte gut Kontakte zu namhaften Persönlichkeiten der Musikwelt, die ihren Werken zu Aufführungen mit prominenter Besetzung verhalfen. Ihre Komposition Träumerei für Violoncello und Orchester wurde von Richard Strauss am 26.1.1916 in Berlin aufgeführt, und am 22.12.1919 erfolgte die Uraufführung ihrer Oper Maria von Magdala in der Volksoper Wien unter der Leitung von Felix Weingartner. Nach 1919 wurden ihre Werke nur noch selten aufgeführt. Die Aufführung ihres Violoncellokonzertes 1924 war einer der ganz seltenen Höhenpunkte dieser Zeit. Zu Beginn der 1930er Jahre wurden ihre Werke gelegentlich auch im Rundfunk übertragen. Am 14.1.1938 trat Lili Hutterstrasser-Scheidl der NSDAP bei. In einem Fragebogen der "Staatlich genehmigten Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte" (STAGMA) gab sie 1938 an, dass infolge jüdischen Einflusses ihre Werke nur mehr selten aufgeführt wurden, was mit ein Grund war, weshalb sie in Schulden geraten war. Am 22.04.1942 verstarb sie in der "Wiener Privatklinik" im 9. Bezirk.

Text: Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Juni 2020)     Text drucken

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