Christian Ide Hintze, geb. 26. 12. 1953 in Wien, gest. vom 9. auf den 10. 2. 2012 ebenda. Einem größeren Publikum ist Hintze am Abend des 9. August 1979 bekannt geworden, als er in der Talkshow "Club 2" neben Nina Hagen zu sitzen kam, die das Fernsehpublikum mit weiblichen Masturbationstechniken vertraut machte. Hintze war eingeladen worden, weil er als "Flugzettelpoet" und Straßendichter einen gewissen Namen hatte. Laut "Spiegel" soll er von 1974 bis 1978 rund 1,5 Millionen Flugzettel mit Gedichten verteilt, an Laternenmasten geklebt oder einfach an gut frequentierten Orten liegen gelassen haben. Dokumentiert ist diese Schaffensphase in dem Film Zetteldämmerung sowie im Band Zettelalbum (1978). In der Folge festigte Hintze seinen Ruf als Aktionskünstler mit der "Ersten abendländischen Schriftstellerdemonstration" (1982), mit der "Gedichtansiedlung" am Resselpark (LITE 1984) oder mit der "Amtsenthebungszeremonie" des Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1988). Die meisten der Aktionen sind dokumentiert in dem Band Die lyrische Guerilla (1993). Einen Schritt hin zum etablierten Autor tat Hintze mit Die Goldene Flut (1987). Das Manuskript besteht aus Nachdichtungen von Texten Erich Frieds oder Friederike Mayröckers, aber auch von Pop- und Rockikonen wie John Lennon und Neil Young. Dies führt zum Songschreiber Hintze, der auch mit Hansi Hölzel alias Falco zusammenarbeitete und dessen "Lyrics" als Buch herausbrachte (2009). Hintze war als performativer und multimediaorientierter Künstler bestens vernetzt und wurde 1990 etwa von Allen Ginsberg an die "Jack Kerouac School of Disembodied Poetics" (Boulder, Colorado) geladen. Dieser Besuch soll die Initialzündung für Hintzes Idee gewesen sein, eine "Schule für Dichtung" zu gründen, die er von 1992 bis zu seinem Tod als gemeinnützigen Verein leitete. Zuletzt hatte er 2004 für Aufsehen gesorgt, als Hintze an der nationalen Vorausscheidung des Eurovision Song Contest teilnahm und mit dem Titel Link Love immerhin den dritten Platz belegte.