Wilhelm Gurlitt, Archäologe, geb. am 7. 3. 1844 in Rom, gest. am 13. 2. 1905 in Graz. Der Sohn des Landschaftsmalers Louis Gurlitt studierte in Bonn und Göttingen. 1867 promovierte, bereiste er 1867 bis 1869 Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, 1880 den Peloponnes sowie 1887 Pergamon, Milet und Priene. 1869/1870 war er Gymnasiallehrer in Gotha, seit 1870 Erzieher im Haus des Grafen Salm-Reifferscheid in Wien. 1875 wurde er Privatdozent an der Universität Wien, 1877 außerordentlicher und 1890 ordentlicher Professor an der Universität Graz. Er war erster Vorstand des seit 1895 bestehenden Archäologischen Instituts der Universität, Kurator des steiermärkischen Landesmuseums Joanneum und Leiter der Prähistorischen- und Antikensammlung sowie Konservator der Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale.
Von Haus aus vielseitig interessiert, nach Gesinnung und Studium am meisten griechisch, speziell attischer Geisteskultur verbunden, wandte sich Gurlitt seit seiner Berufung nach Graz aber auch der steirischen Vor- und Frühgeschichte zu, war als Leiter der Ausgrabungen in Poetovio (1891–1895, 1898) erfolgreich und machte sich um Organisation und Ausgestaltung der Antikensammlung des Landesmuseums verdient. Als eine für alle kulturellen, besonders künstlerischen Belange aufgeschlossenen Persönlichkeit, spielte Gurlitt über seine fruchtbare Tätigkeit als akademischer Lehrer hinaus auch im Kulturleben der Stadt Graz eine bedeutende Rolle.
Er veröffentlichte u. a. De tetrapoli Attica (1867), Das Alter der Bildwerke und die Bauzeit des sogenannten Theseion in Athen (1875) und Über Pausanias (1890).