Gustav Götzinger, Geologe, geb. am 2. 7. 1880 in Znaim, gest. am 8. 12. 1969 in Preßbaum bei Wien. Götzinger absolvierte die Mittelschule in Znaim, studierte an der Universität Wien Geographie und Geologie und promovierte dort am 20. Juni 1905 zum Doktor der Philosophie. Schon ab 1903 war er — mit Unterbrechungen — "geprüfter" Assistent, zwischen 1907 und 1912 wirklicher Assistent am Geographischen Institut der Universität Wien und ab 1905 Volontär der k. k. Geologischen Reichsanstalt. Am 21. Dezember 1912 wurde er zum Praktikanten der k. k. Geologischen Reichsanstalt ernannt. Götzinger war Naturforscher im besten Sinne dieses Wortes. Seine Interessen lagen in gleicher Weise auf dem Gebiete der Geomorphologie und Geologie. Die ureigensten Forschungsgebiete Götzingers aber waren die Glazialgeologie sowie die Geologie der Flyschzone der Ostalpen. Im Jahre 1916 übersiedelte er mit seiner planmäßigen Kartierung zunächst in den Raum nördlich und nordöstlich von Salzburg, im Jahre 1919 in den Wienerwald. Diese beiden Gebiete waren dann während der ganzen Zwischenkriegszeit seine Hauptarbeitsgebiete. Die Blätter 1 : 75.000 Mattighofen und Tittmoning erschienen 1928 bzw. 1929, das Blatt 1 : 50.000 Salzburg im Jahre 1955. Außerdem kartierte er das Blatt Ried – Vöcklabruck und in angrenzenden Gebieten. Der Energiewirtschaft Österreichs fiel als Frucht dieser Kartierungsarbeiten die Entdeckung der Braunkohlenlagerstätte Ostermiething – Wildshut – Trimmelkam zu. Die internationale Anerkennung für seine Leistungen wurde ihm zuteil, als er zum 1. Präsidenten der III. Internationalen Quartärkonferenz (1. bis 23. September 1936) gewählt. Mit seinen Flyschforschungen begann er während des ersten Weltkrieges. Seine grundlegenden Arbeiten im Wienerwald mußte er noch ohne jene modernen Hilfsmittel durchführen, die heute der Flyschforschung zur Verfügung stehen. Im Jahre 1923 erhielt er den Titel Bergrat, 1926 wurde er zum Chefgeologen ernannt und 1936 wurde ihm der Titel Professor verliehen. Die Zeit zwischen 1918 und 1938 unter den Direktoren G. Geyer, W. Hammer und O. Ampferer war die fruchtbarste in seinem wissenschaftlichen Schaffen. Am 1. Jänner 1938 übernahm er aus den Händen Ampferers die Direktion der Geologischen Bundesanstalt, mußte aber schon drei Monate später dieses Amt, unter dem Druck der politischen Umwälzungen wieder zurücklegen. Als ihm am 1. März 1945 die Direktion der Geologischen Bundesanstalt wieder übertragen wurde, übernahm er einen Trümmerhaufen. An Stelle der früheren Aufnahmssektionen gliederte er die neuerstandene Geologische Bundesanstalt in Fachabteilungen, von denen in den ersten Nachkriegsjahren die Abteilungen "Erdöl", "Bergbau und Lagerstätten", "Steine und Erden" und "Hydrogeologie" besondere Bedeutung erlangten. Langsam gelang es ihm (1948: Titel Hofrat), den Personalstand der Geologischen Bundesanstalt auf einen halbwegs befriedigenden Stand zu bringen. Als er mit Ende des Jahres 1949, ein halbes Jahr vor seinem 70. Geburtstag, sein Amt wegen Überschreitung der Altersgrenze zurücklegen mußte, konnte er seinem Nachfolger die Geologische Bundesanstalt als voll intaktes Institut übergeben. Leider mußte die Feier des 100. Geburtstages der Geologischen Bundesanstalt, der am 15. November 1949 zu begehen gewesen wäre, verschoben werden, weil die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren.