Walter Frodl, Kunsthistoriker, Archäologe und Architekt, geb. am 16. 12. 1908 in Straßburg (Elsaß), gest. am 10. 4. 1994 in Wien. Frodl übersiedelte 1916 nach Graz und später nach Klagenfurt. Ab 1926 studierte er Kunstgeschichte, Archäologie und Architektur an den Universitäten Graz und Wien. 1930 promovierte er in Graz mit der Dissertation Fresken des heiligen Christopherus in Kärnten und war ab 1930/1031 mit der topographischen Aufnahme des Kunstdenkmälerbestandes im Bezirk Völkermark und unbesoldeter Mitarbeiter beim Landeskonservatorat in Kärnten. Ab 1932 setzte er sein Architekturstudium in Graz fort und war ab 1935 im Österreichischen Verkehrsbüro in Klagenfurt tätig. 1937 wurde er in den Bundesdienst aufgenommen und übernahm 1938 die Geschäfte des Landeskonservatorat für Kärnten, im gleichen Jahr auch vorübergehend auch Dienstleistungen im Landeskonservatorat für Salzburg. Ab 1940 war er bei der "Umsiedelungskommission" in Bozen beschäftigt. 1942 wurde er zum Direktor des "Gaumuseums" in Klagenfurt und zum "Gaukonservator für den Reichsgau Kärnten" ernannt. Im selben Jahr habilitierte er sich mit der Arbeit Die romanische Wandmalerei in Kärnten für Kunstgeschichte und Denkmalschutz an der Universität Graz. 1943 erfolgte seine Ernennung zum Dozent für Kunstgeschichte und Denkmalpflege. Vom Herbst 1943 bis Kriegsende war er Beauftragter für den Kunst- und Denkmalschutz in der "Operationszone Adriatisches Küstenland" (Slowenien, Istrien, Friaul).
1945 wurde er wegen "Illegalität" aus dem Bundesdienst entlassen und ihm die Venia legendi an der Universität Graz aberkannt. 1946 stellte Frodl einen Antrag auf Rehabilitierung sowie 1947 ein Anstellungsansuchen an das Bundesdenkmalamt. 1948 übernahm er die Agenden des Landeskonservators für Steiermark in Graz und 1949 wieder als Dozent für Kunstgeschichte und Denkmalpflege an der Universität Graz zugelassen. Ab 1952 war er Ehrenmitglied der Universität Innsbruck wegen besonderer Verdienste um die Denkmalpflege Osttirols und leitete von November 1952 bis 1970 das Institut für Österreichische Kunstforschung im Bundesdenkmalamt in Wien. 1960 wurde er zum ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule ernannt und fungierte von 1965 bis 1970 als Präsident des Bundesdenkmalamts. Er war Gründungsmitglied der internationalen Denkmalpflegeorganisation ICOMOS. 1988 veröffentlichte er mit Idee und Verwirklichung: Das Werden der staatlichen Denkmalpflege in Österreich die erste historisch-kulturgeschichtliche Darstellung einer entscheidenden Periode der österreichischen Denkmalpflege. Die Bedeutung Frodls liegt neben seiner Auseinandersetzung mit der Theorie der Denkmalpflege in seiner vielfältigen Lehr-, Vortrags- und Publikationstätigkeit sowie im Aufbau zahlreicher internationaler Fachbeziehungen insbesondere zu Fachkollegen in den ehemaligen "Ostblock"-Staaten.

Text: © Personenlexikon zur Österreichischen Denkmalpflege (1850–1990)     Text drucken

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