Ernst Fischer, Schriftsteller und Politiker, geb. am 3. 7. 1899 in Komotau (Böhmen), gest. am 31. 7. 1972 in Deutschfeistritz (Steiermark). Fischer war seit 1920 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und in den 1920er Jahren Feuilleton-Redakteur der "Arbeiterzeitung". 1933 war er wesentlich an der Organisation der Linksopposition in der Sozialdemokratie beteiligt, 1934 trat er der Kommunistischen Partei Österreichs bei. Nach dem österreichischen Bürgerkrieg emigrierte Fischer mit seiner ersten Ehefrau Ruth von Mayenburg, mit der er von 1932 bis 1955 verheiratet war, über Prag nach Moskau. Gemeinsam mit anderen prominenten Exilanten lebte das Ehepaar Fischer im legendären Hotel Lux. 1945 kehrte Fischer aus dem Moskauer Exil nach Wien zurück und fungierte bis Ende des Jahres als Staatssekretär für Volksaufklärung, Unterricht, Erziehung und Kultusangelegenheiten (in etwa vergleichbar dem heutigen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur). Gleichzeitig war er Chefredakteur der gemeinsam von SPÖ, ÖVP und KPÖ herausgegebenen Nachkriegszeitung "Neues Österreich". Parallel zu seiner politischen Tätigkeit war Fischer immer als Schriftsteller, Übersetzer und Kulturtheoretiker tätig. Er blieb bis 1959, als die KPÖ aus dem Nationalrat ausschied, Abgeordneter. Nach den Enthüllungen über das Stalin-Regime vollzog er eine Revision seiner politischen Linie, nachdem er sich zuvor immer wieder auf eine stalinistische Linie begeben hatte, etwa durch das Verfassen eines gegen den Titoismus gerichteten Theaterstückes mit dem Titel Der große Verrat. Die Abwendung vom Stalinismus führte schließlich 1968 zu seinem entschiedenen Protest gegen die Niederschlagung des "Prager Frühlings", Fischer prägte in einem Interview die Wendung vom "Panzerkommunismus". 1969 wurde er deshalb aus der KPÖ ausgeschlossen. Schon zuvor hatte Fischer, etwa im Briefwechsel mit Georg Lukács, immer wieder gegen orthodoxe marxistische Literaturauffassungen Stellung bezogen. Im autobiographischen Buch "Das Ende einer Illusion" von 1973 wird dieser Ablösungsprozeß selbstkritisch thematisiert. Fischers in den 1960er Jahren geschriebene Bücher brachten ihm weltweites Ansehen als Theoretiker eines undogmatischen Marxismus, was ihn auf freundschaftlicher Basis etwa auch mit dem österreichischen England-Emigranten Erich Fried verband. Schon während seiner Exilzeit suchte Fischer die nationale und kulturelle Eigenständigkeit Österreichs gegenüber großdeutschen Bestrebungen zu begründen. Er war seit 1955 mit Louise Eisler verheiratet.