Ludwig von Ficker, Schriftsteller und Verleger, geb. am 13.04.1880 in München, gest. am 20.03.1967 in Innsbruck. Ficker wuchs in München auf und übersiedelte nach Innsbruck. 1899 erfolgten erste Veröffentlichungen. Ficker inskribierte 1900 an der juridischen Fakultät in Innsbruck und fiel, da er unvorbereitet war, bei der ersten Staatsprüfung durch. 1902 begann er ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Berlin, Wien und Rom (ohne Abschluß). 1908 heiratete Ficker die Schwedin Cäcilie (Cissi) Molander und übersiedelt nach Mühlau bei Innsbruck.
Er pflegt freundschaftliche Kontakte mit Franz Schamann, Robert Michel und den liberalen Jung-Tiroler Schriftstellern. 1909 arbeitet er an der Zeitschrift "Der Föhn" mit. Als Ficker die Funktion eines Herausgebers übernehmen sollte, kam es zum Zerwürfnis, das zu einer Sezession von Mitarbeitern führte, neben Ficker der Maler Max von Esterle und der Schriftsteller Carl Dallago. Mit diesen gründete Ficker 1910 die Kunst- und Kulturzeitschrift "Der Brenner". Ficker fungiert als alleinverantwortlicher Herausgeber, die Zeitschrift erschien im eigens dafür gegründeten Brenner-Verlag, in dem seit 1911 auch selbstständige Publikationen erschienen. In der ästhetisch-avantgardistischen Phase der Zeitschrift vor dem Ersten Weltkrieg arbeitet er u. a. mit Hermann Broch, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Adolf Loos, Rainer Maria Rilke und mit Georg Trakl zusammen. 1915 bis 1918 nahm Ficker am Ersten Weltkrieg als Offizier an der Dolomitenfront und in Galizien teil. Durch die Inflation verlor Ficker nahezu sein ganzes Vermögen und arbeitete seit 1921 im Universitäts-Verlag Wagner (dem der Brenner-Verlag angegliedert wurde). Der "Brenner" wandte sich vermehrt philosophischen und religiösen Fragen zu. Hauptmitarbeiter waren jetzt Theodor Haecker und Ferdinand Ebner. Zunehmend griff die Zeitschrift seit 1926 zentrale Themen der Katholischen Kirche auf.
1929 bis 1933 war Ficker als Korrektor bei den "Innsbrucker Nachrichten" tätig, 1930 erfolgte der Rückkauf des Brenner-Verlags. 1935 bis 1945 war er, nach längerer Arbeitslosigkeit, Korrektor beim Deutschen Alpenverlag (auch: Tyrolia). 1940 wurde der "Brenner" von der Reichsschrifttumskammer in die Liste des "schädlichen und unerwünschten Schrifttums" eingereiht. Nach 1945 pflegt Ficker u. a. Kontakte mit Paul Celan, Christine Lavant, Christine Busta, Ingeborg Bachmann und Martin Heidegger. Für sein Lebenswerk erhielt Ficker erst spät öffentliche Anerkennung.