Anton Estermann, Architekt und Politiker, geb. am 14. 12. 1890 in Urfahr, gest. am 18. 1. 1970 in Linz. Estermann studierte, nach der Matura an der Staatsoberrealschule in Linz, von 1909 bis 1913 an der Bauingenieurschule in Prag. 1914 bis 1918 stand er als Offizier - zuletzt im Rang eines Oberleutnants - an der französischen und italienischen Front. 1919 bis 1922 war er Student an der Technischen Universität in Graz. In der Zwischenkriegszeit arbeitete er in verschiedenen Architektenbüros in Linz, Graz, Berlin und Bukarest. 1927 bis 1929 führte er in Linz gemeinsam mit Armin Sturmberger ein eigenes Architekten- und Ingenieurbüro. Nach dem "Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich machte der ehemalige Mitschüler Adolf Hitlers an der Linzer Realschule einen Karrieresprung. Seit 1. 5. 1938 war er Mitglied der NSDAP und seit 1939 SA-Sturmbannführer. Im Juni 1938 wurde er Stadtbaudirektor, im September 1939 Beigeordneter (Stadtrat) und im Juli 1941 Bürgermeister von Linz. 1944/1945 fungierte er als ehrenamtlicher Beigeordneter für Bauwesen. Wegen seiner hohen Funktionen im NS-Staat sorgten die österreichischen Behörden nach 1945 für seine Aufnahme in die "Kriegsverbrecherliste Oberösterreich" und für die Einleitung eines Verfahrens vor dem Linzer Volksgericht. Der Prozeß der Entnazifizierung blieb für ihn ohne nachhaltige Folgen. 1949 wurde er vom Bundespräsidenten von den Sühnefolgen des NS-Gesetzes ausgenommen. In der Folge arbeitete er wieder als Architekt.