Hans Eichner, geb. am 30. 10. 1921 in Wien, gest. am 8. 4. 2009 in Guelph (Ontario, Canada; begraben in Toronto). Als Sohn einer aus Ungarn stammenden jüdischen Familie ging Eichner bis zum Sommer 1938 in Wien zur Schule. Im Dezember des gleichen Jahres floh er nach Belgien und gelangte schließlich nach London, wo er den gleichaltrigen Wiener Flüchtling Erich Fried kennenlernte, mit dem er nach 1945 literarisch zusammenarbeitete. Als Refugee einige Jahre in Australien interniert, konnte er ab 1943 an der Universität von London studieren, wo er 1949 mit einer Arbeit zum Thema Thomas Mann und Goethe promovierte. Seit 1950 dozierte er an der Queen's University in Kingston (Ontario), wo man einen politisch unverdächtigen Germanisten gesucht hatte; er brachte es dort bis zum Head of Department der Deutschen Abteilung. Seit 1975 lehrte er, durch zwei Ehrendoktorate und viele wissenschaftliche Würdigungen ausgezeichnet, darunter mit der Goethe-Medaille, bis zu seiner Emeritierung in Toronto.
Nach seiner Pensionierung schrieb er den erzählerischem Witz verpflichteten Roman Kahn & Engelmann, eine "Familien-Saga", die (auto-)biographisch ausgerichtet ist, jedoch keiner Fakto-Biographie entspricht (2000 erschienen in der Österreichischen Exilbibliothek, englische Übersetzung 2009). Internationale Anerkennung erzielte Eichner mit seinen Arbeiten zu Friedrich Schlegel (Literary Notebooks. 1797-1801; 1957, deutsche Übersetzung 1980) und als Mitbegründer der Historisch-Kritischen Friedrich Schlegel-Ausgabe (ab 1959), der er sechs Bände beisteuerte. Aus seinem Nachlass ist 2012 in vier Bänden seine Sammlung Friedrich Schlegel im Spiegel seiner Zeitgenossen erschienen.