Franz Theodor Csokor, Schriftsteller, geb. am 6. 9. 1885 in Wien, gest. am 5. 1. 1969 ebenda. Nach dem Studium der Kunstgeschichte in Wien unternahm er mehrere Reisen nach Russland, Polen, Frankreich und Italien; in der Spielsaison 1913/14 erwarb er in St. Petersburg erste Erfahrungen als Dramaturg. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Offizier teil und wurde nach seiner Verletzung im Jahr 1916 dem k. und k.-Kriegsarchiv zugeteilt. Danach bestimmte er das Wiener Theaterleben als Dramaturg am Raimundtheater und am Volkstheater mit. Der Krieg und der Verfall des Vielvölkerstaates flossen thematisch in seine in der Zwischenkriegszeit vielgespielten Dramen ein. Das Stück Der dritte November 1918, das 1937, also noch vor der nationalsozialistischen Machtergreifung, am Burgtheater zur Aufführung kam, wurde als österreichisches Nationaldrama, als "Requiem für Altösterreich" empfunden. Die Nationalsozialisten verboten es.
Im März 1938 ging Csokor, der 1933 energisch gegen die Kulturpolitik des Nationalsozialismus auf dem Internationalen P.E.N.-Kongress in Ragusa aufgetreten war, ins Exil, zuerst nach Polen, dann nach Bukarest, Belgrad und die jugoslawische Halbinsel Korcula, wo er in der Widerstandsbewegung tätig wurde. 1944 arbeitete er in Rom für die BBC und kehrte 1946 nach Wien zurück. 1947 reaktivierte er im Auftrag des Internationalen P.E.N.-Kongress, der ihn einstimmig zum Präsidenten des Österreichischen Zentrums gewählt hatte, den Österreichischen P.E.N.-Club, den er bis zu seinem Tod leitete.
Im P.E.N.-Club lernte Csokor den Schriftstellerkollegen Frank Zwillinger kennen, dem er das Manuskript des Bühnenstücks Cäsars Witwe überließ. Es wurde 1953 uraufgeführt.