Foto von Paul Celan

Paul Celan (eigentlich: P. Antschel), Schriftsteller, geb. am 23. 11. 1920 in Czernowitz, Freitod vermutlich am 20. 4. 1970 in Paris. Celan entstammte einer deutsch-jüdischen Familie und studierte ab 1938 Medizin an der Universität Tours. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges konnte er sein Studium in Tours nicht mehr fortsetzten und inskribierte Germanistik und Romanistik an der Universität Czernowitz. 1940 wurde Czernowitz durch sowjetische Truppen besetzt, Celan wurde im Ghetto und im Arbeitslager Tabareşti (Rumänien) interniert. 1944 gelang ihm die Rückkehr nach Czernowitz. Nach 1945 war er als Übersetzer und Verlagslektor in Bukarest tätig und flüchtete 1947 über Ungarn nach Wien. Dort wurde er von Otto Basil unterstützt, der Celans Lyrik in der Zeitschrift "Plan" abdruckte. 1948 erschien sein erster Lyrikband Der Sand aus den Urnen mit Illustrationen des Künstlers Edgar Jené. Celan ging 1948 nach Paris, wo er später auch Germanistik und Linguistik studierte, 1950 die französische Staatsbürgerschaft erhielt und ab 1959 als Lektor an der École normale Superieure arbeitete. 1951 lernte er die Künstlerin Gisèle Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. Mit dem Band Mohn und Gedächtnis (1952) wurde Celan bekannt. Besondere Beachtung fand das Gedicht Todesfuge, das den Mord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten thematisiert. 1960 wurde Celan von der Witwe des Dichters Yvan Goll (1891-1950) mit unberechtigten Plagiatsvorwürfen konfrontiert. 1969 reiste er nach Jerusalem. Celan war Mitherausgeber der Zeitschrift "L'Ephémère" und als Übersetzer aus dem Russischen, Französischen und Englischen tätig. Zu seinen Werken zählen u.a. die Lyrikbände Von Schwelle zu Schwelle (1955), Sprachgitter (1959), Die Niemandsrose (1963), Atemwende (1967), Fadensonnen (1968), Lichtzwang (1970) und Schneepart (1971). Celan wurde mit dem Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen (1958), dem Georg-Büchner-Preis (1960) und dem Großen Preis für Literatur des Landes Nordrhein-Westfalen (1967) ausgezeichnet.

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Februar 2010)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

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