Thomas Bernhard, Schriftsteller, geb. am 9. 2. 1931 in Heerlen (Holland), gest. am 12. 2. 1989 in Gmunden (Oberösterreich), zählt zu den bedeutendsten österreichischen Autoren nach 1945. Sein umfangreiches Werk umfaßt fünf Gedichtbände, 18 abendfüllende Theaterstücke, mehrere Kurzdramen, neun Romane sowie zahlreiche, zum Teil längere Erzählungen. Es ist in 45 Sprachen übersetzt. Nach journalistischer Tätigkeit von 1952 bis 1954 ("Demokratisches Volksblatt") und dem Studium des Schauspiels und der Dramaturgie am Salzburger Mozarteum sowie ersten Veröffentlichungen kürzerer Erzählungen und Gedichte (u.a. Auf der Erde und in der Hölle, 1957) wurde der Enkel des Schriftstellers Johannes Freumbichler (1881-1949) mit dem Romandebüt Frost (1963) bekannt. Seine Prosa der 1960er-Jahre - u.a. der Roman Verstörung (1967), der Erzählband Prosa (1967) oder die Erzählung Watten (1969) - wurde viel diskutiert und sorgte für geteilte Meinungen. Auch seine Theaterstücke, die ab 1970 (Ein Fest für Boris) zumeist von Claus Peymann uraufgeführt werden, provozierten wiederholt; zuletzt erregte 1988 Heldenplatz einen großen Skandal. Bernhards sowohl formal als auch inhaltlich irritierendes Schaffen stieß immer wieder auf ambivalente Reaktionen zwischen emphatischer Begeisterung und Ablehnung. In seinen fünf autobiografischen Erzählungen zwischen 1976 (Die Ursache) und 1982 (Ein Kind) schildert er die schwierige Kindheit und Jugend der Kriegs- und Nachkriegszeit, die ihn mit einer dauerhaften Lungenerkrankung konfrontiert. Im Zentrum von Bernhards lebenslanger Auseinandersetzung mit dem "Herkunftskomplex" steht sein Verhältnis zu Österreich. Bernhard lebte in Ohlsdorf bei Gmunden und in Wien, hielt sich vorübergehend aber auch immer wieder im Ausland auf. Seine Prosa der 1980er-Jahre ist mitunter selbstironisch und reflektiert u.a. das Dasein von Künstlerfiguren (Der Untergeher, 1983; Holzfällen, 1984; Alte Meister, 1985, Auslöschung, 1986). Er erhielt zahlreiche (internationale) Auszeichnungen (u.a.: Förderungspreis Österr. Staatspreis 1968, Büchner-Preis 1970, Grillparzer-Preis 1972, Premio Mondello 1983, Prix Medicis 1988).