Oswald Zingerle, Literaturwissenschaftler, geb. am 8. 2. 1855 in Innsbruck, gest. am 30. 1. 1927 ebenda. Der Sohn des Innsbrucker Germanisten Ignaz Vinzenz Zingerle studierte ab 1874 klassische Philologie, deutsche Sprache und Literatur sowie Philosophie, Italienisch, Englisch und Französisch an der Universität Innsbruck. Er promovierte 1878 an der Universität Erlangen bei Elias von Steinmeyer mit einer Dissertation über Friedrich von Sonnenburg. 1878/1879 hörte er Vorlesungen bei Wilhelm Scherer in Berlin und lebte bis 1881 in Innsbruck, verfasste Beiträge und Rezensionen für die "Zeitschrift für deutsches Altertum" und habilitierte sich 1882 an der Universität Graz für deutsche Sprache und Literatur. Er nahm seine Vorlesungstätigkeit im selben Jahr mit einer "Interpretation der Kudrun" auf und hielt bis 1885 regelmäßig ein Kolleg über "Privataltertümer des deutschen Mittelalters". 1889 wurde ein Antrag für eine außerordentliche Professur Zingerles abgelehnt. 1892 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Czernowitz berufen und 1894 zum Ordinarius ernannt. 1919 war er gezwungen, nach Österreich zurückkehren und erhielt einen Lehrauftrag für Realien des deutschen Mittelalters an der Universität Graz.
Zingerles Forschungsgebiet lag in einem weitverzweigten nebeneinander von Textphilologie, Kulturgeschichte, Geschichte und tirolischer Literaturgeschichte des Mittelalters. Er veröffentlichte eine Untersuchung zu den Quellen des Alexander des Rudolf von Ems (1885) und gab in der Reihe "Wiener Neudrucke" von August Sauer eine Reihe von Fastnachtspielen aus dem 16. Jahrhundert (1886) heraus.