Richard Wolfram, Volkskundler, Germanist und Übersetzer, geb. am 16. 9. 1901 in Wien, gest. am 30. 5. 1995. Wolfram studierte Germanistik, nordische Sprachen sowie Literatur an der Universität Wien und promovierte 1926 mit der Dissertation Ernst Moritz von Arndt und Schweden. Zur Geschichte der deutschen Nordsehnsucht bei Walter Brecht. Ab 1928 unterrichtete er schwedische Sprache an der Universität Wien, befasste sich mit Volkskunde und habilitierte sich 1934 mit der Arbeit Schwerttanz und Männerbund für Volkskunde. Von 1939 bis 1945 fungierte Wolfram als Leiter der "Lehr- und Forschungsstelle für germanisch-deutsche Volkskunde" des "SS-Ahnenerbes" in Salzburg und Wien. 1939 wurde er zum außerordentlichen Professor des Instituts für Volkskunde der Universität Wien ernannt. Nach 1945 wurde ihm die "venia legendi" aberkannt, er durfte erst ab 1954 wieder als Dozent an der Universität Wien unterrichten. 1956 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und hatte von 1963 bis 1971 den Lehrstuhl für Volkskunde an der Universität Wien inne. Wolfram gehörte zu den Initiatoren des "Österreichischen Volkskundeatlas", dessen wissenschaftlicher Kommission er ab 1959 vorstand.
Zu seinen über 250 Publikationen zählen u. a. Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa (1951), Die gekreuzten Pferdeköpfe als Giebelzeichen (1968), Die Jahresfeuer (1972), Prinzipien und Probleme der Brauchtumsforschung (1972), Studien zur älteren Schweizer Volkskultur. Mythos, Sozialordnung, Brauchbewußtsein (1980) sowie Südtiroler Volksschauspiele und Spielbräuche (1987). Seit 1968 war er korrespondierendes und ab 1971 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. die Georg-Grabner-Medaille der Kärntner Landsmannschaft (1968) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1977).