Franz Unterkircher, Theologe und Bibliothekar, geb. am 29. 9. 1904 in St. Jakob im Defreggen (Tirol), gest. am 28. 1. 1989 in Wien. Unterkircher besuchte von 1914 bis 1922 das Gymnasium in Brixen und wandte sich anschließend dem Studium der scholastischen Philosophie und der Theologie an der Universität Innsbruck zu. 1932 schloss er das Studium mit dem Doktorat in Theologie ab und ging nach Wien. 1939 aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt, studierte er Kunstgeschichte an der Universität Wien und promovierte 1942 mit der Dissertation Der Sinn der deutschen Doppelchöre. Ab 1943 arbeitete er im Bundesdenkmalamt und trat 1946 in den Staatsdienst ein. Zunächst war Unterkircher an der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste tätig und wechselte 1947 an die Österreichische Nationalbibliothek, deren Handschriftensammlung er von 1950 bis 1969 leitete. Unterkircher erwarb sich Verdienste mit der Wiederaufnahme der Katalogisierung der Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek und gab zwischen 1963 und 1967 die Bände der Series-nova-Handschriften heraus, die eine Beschreibung von 4.000 Handschriften enthalten.
Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Geschichte der Pfarrkirche St. Jakob in Defreggen (1930), Liturgik. Lehrbuch für die Mittelschule (1935), Abendländische Buchmalerei. Miniaturen aus Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek (1967), Die Buchmalerei. Entwicklung, Technik, Eigenart (1974), König Wenzels Bilderbibel (1983), Maximilian I. Ein kaiserlicher Auftraggeber illustrierter Handschriften (1983) sowie eine kritische Edition des Peregrinarius des Hugo von Lüttich (1991). Ab 1969 war Unterkircher korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 1957 ständiger Vertreter Österreichs im "Comité international de Paléographie (latine)" in Paris.