Franz Stauracz, Seelsorger, Pädagoge und Publizist, geb. am 22. 11. 1855 in Wien, gest. am 28. 7. 1918 in Hofgastein (Salzburg). [...] Stauracz besuchte das Wiener Schottengymnasium (Matura 1878) und studierte dann bis 1882 an der Universität Wien Theologie und wurde 1882 zum Priester geweiht. Zunächst war Stauracz von 1882 bis 1885 Seelsorger (Kooperator) in Laa an der Thaya, danach wurde er zum Kirchenrektor und Spiritual bei der Kongregation der Klosterfrauen vom Guten Hirten und zum Religionslehrer einer Knabenvolks- und Bürgerschule im 5. Wiener Gemeindebezirk bestellt. [...] 1905 wurde er zum Religionsprofessor am niederösterreichischen Landeslehrer-Seminar (Pädagogium) im 1. Wiener Gemeindebezirk ernannt und 1912 zum Religionsinspektor. 1893 begründete er den Katholischen Jünglingsverein Margareten, dem er als Präses vorstand. 1909 rief er für Junglehrer aus dem Pädagogium einen Lehrerverband in Form einer Marianistischen Kongregation bei der Kirche St. Augustin ins Leben [...]. Seine Schüler und Anhänger bezeichneten sich als "Stauraczianer". Beiden Vereine ließ der äußerst asketisch lebende Seelsorger seine Einkünfte größtenteils zukommen. Zudem wirkte er als Prediger in der Franziskanerkirche in Wien. Stauracz nahm zu zeitgenössischen Themen und Strömungen in zahlreichen Schriften Stellung. Als überzeugter Katholik wandte er sich apologetisch gegen die sozialdemokratischen Forderungen einer radikalen Trennung der Schule von der Kirche [...]. In mehreren Werken warnte er vor der Los-von-Rom-Bewegung, der Alldeutschen Bewegung, dem Darwinismus und der Freimaurerei. Stauracz publizierte auch zur Geschichte der christlich-sozialen Partei, zu der er vom Anfang an gehörte. Ab 1889 nahm er an den von F. M. Schindler begründeten sogenannten Enten-Abenden teil. Dort lernte er Karl Lueger kennen, dem und dessen Bewegung er sich als einer der engsten Mitarbeiter anschloss. In Stauraczs Schriften und Aussagen finden sich antisemitische Äußerungen. 1911 wurde er päpstlicher Ehrenkämmerer, 1905 erhielt er die große goldene Salvator-Medaille der Stadt Wien. [...]

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 17.02.2010) [gekürzt]     Text drucken

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