Foto von Werner Schwab

Werner Schwab, Schriftsteller und Künstler, geboren am 4.2.1958 in Graz, gest. am 1. 1. 1994. Seine Mutter ist alleinerziehende Haushälterin, später Hausmeisterin, der Sohn muss erst ein halbes Jahr in Pflege, ist dann tagsüber viel allein. Volks- und Hauptschule in Graz. 1973-74 Handelsschule, 1974-1977 Kunstgewerbeschule am Ortweinplatz (Abt. Bildhauerei bei Josef Pillhofer), ohne Abschluss. Seit 1976 Beziehung mit Ingeborg Orthofer und erste eigene künstlerische Arbeiten. 1978-1982 Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Bruno Gironcoli in Wien, in Graz erste Auftritte als Künstler in János Erdödys Galerie Cool Tour (1978-80). 1981 Übersiedlung mit Ingeborg Orthofer in die Südoststeiermark, auf einen abgelegenen Bauernhof in Kohlberg, wo er bis 1989 lebt, als Subsistenzbauer arbeitet und in den Nächten (vor allem Prosatexte) schreibt. Kunstproduktion aus (Schlacht-)Abfällen und Fund-Objekten, "verwesende" Assemblagen. Vor allem mit János Erdödy regelmäßiger Austausch von künstlerisch bearbeiteten Schriftstücken („mail art“). Freundschaft mit seinem Nachbarn, dem Kleinkeuschler, Alkoholiker und Querkopf Josef Trink, dem er in der Figur des "Hundsmaulsepps" ein literarisches Denkmal setzt. 1981 Geburt des Sohnes Vinzenz, 1982 Heirat, 1984 Zivildienst in Söding und Bad Radkersburg (als Pfleger im dortigen Krankenhaus). Jahrelange vergebliche Publikationsbemühungen. 1989 erste öffentliche Aufführung eines Stücks, Das Lebendige ist das Leblose und die Musik, Bronx, Graz (in der Regie des Autors), Lesungen im "Forum Stadtpark" und im Rahmen der Intro Graz Spection.
1990 Umzug nach Graz und Uraufführung von Die Präsidentinnen in Wien, erste Veröffentlichungen in den "manuskripten". Förderung u.a. durch die Schauspielerin Erni Mangold, den Regisseur Hans Gratzer und den Kritiker Helmut Schödel. 1991 Scheidung und Umzug nach Wien, im Herbst desselben Jahres internationaler Durchbruch mit Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos an den Münchner Kammerspielen, wofür er 1992 den Mülheimer Dramatikerpreis erhält. 1991 erscheinen im Grazer Droschl Verlag die Fäkaliendramen, 1992 der einzige zu Lebzeiten publizierte Prosaband ABFALL BERGLAND CÄSAR. Eine Menschensammlung bei Residenz. In der Folge zahlreiche Auftragsarbeiten fürs Theater, Auszeichnungen ("Dramatiker des Jahres" der Zeitschrift "Theater heute" (1992), Förderpreis des Schiller-Gedächtnispreises (1992), Medienrummel, wechselnde Beziehungen. Künstlerische Zusammenarbeit in Projekten mit FM Einheit, Jennifer Minetti, Günter Schimunek und Jörg Schlick. 16 Theaterstücke in vier Jahren, sieben davon erst posthum uraufgeführt, in der Droschl-Werkausgabe in den Bänden Fäkaliendramen (2013), Königskomödien (2010) und Coverdramen (2009) gesammelt. 1993 Rückkehr nach Graz, wo Werner Schwab am Morgen des Neujahrstags 1994 vermutlich an einer Alkoholvergiftung stirbt.
Mit seinem „Schwabisch“, einer vom Aktionismus, den diversen Avantgardebewegungen, von Punk und Trash gespeisten Kunstsprache, hat er wie kaum ein anderer die kleinbürgerlich-ländlich-katholisch-alltagsfaschistische österreichische Oberfläche getroffen und demaskiert. Zum Zeitpunkt seines Todes stand Schwab am Zenit seiner Karriere und galt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker .

Text: Franz-Nabl-Institut, Graz (Oktober 2015)    Text drucken
Foto: © Droschl Verlag, Graz

Bestandsrecherche Werner Schwab in der Datenbank
"Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich"