Foto von Hugo Altgraf zu Salm-Reifferscheidt

Hugo zu Salm-Reifferscheidt, Industrieller und Naturforscher, geb. am 1. 4. 1776 in Wien, gest. am 31. 3. 1836 ebenda. Salm-Reifferscheidt studierte an der Universität Wien Jus, interessierte sich aber vor allem für Chemie, Berg- und Hüttenbau. Nach 1797 beschäftigte er sich mit dem Mesmerismus, aber auch mit der Herstellung von Indigo und Rübenzucker und führte, gemeinsam mit Carro, in Mähren und Österreich die Kuhpockenimpfung ein. 1801 unternahm er eine Studienreise nach England, von der er neben wichtigen technologischen Erfahrungen auch verschiedene Verfahren zur Produktionsverbesserung im Handwerk und in der Industrie mitbrachte. Nach seiner Rückkehr begann er in Mähren, als erster in der Habsburgermonarchie, mit dem Bau von Schafwollspinnmaschinen. Ein Angebot Napoleons, in seine Dienste zu treten, lehnte Salm-Reifferscheidt 1806 ab. Er widmete sich ganz der Verwaltung der väterlichen Güter Blansko, Raitz, Stĕpanow und Lasinow, welche 1811 in sein Eigentum übergingen. 1807 befanden sich in Raitz ein Hochofen und ein Eisenhammer, in Blansko ein Hochofen, zwei Eisenhämmer, ein Zainhammer, eine Köhlerei und eine Alaunsiederei. Diese Anlagen wurden systematisch erweitert, modernisiert und um eine Tuchmanufaktur vergrößert. 1808 bestellte er den hochqualifizierten Maschinenbauer Arzberger zum Leiter seiner physikalischen-mathematischen Instrumenten- und Maschinenfabrik in Doubrawitz, was auch den übrigen Industrie-Unternehmen Salm-Reifferscheidts zugute kam. Sein rationelles Denken ging sehr bald dahin, die zur Verkohlung notwendige Hitze auch zu anderen hüttenmännischen Zwecken zu verwenden und die Produkte der Verkohlung zu gewinnen. Mit der gewonnenen "Holzsäure" (Essigsäure) begann er den aufgelassenen Kupferbergbau von Stĕpanow durch Gewinnung des Kupfers auf nassem Wege, in der Herrschaft Lasinow ein verlassenes Bleibergwerk zu reaktivieren. Das von den Eisenwerken gelieferte Roheisen wurde zum Guß von Maschinen und ab 1810 auch von Kunstgegenständen verwendet. [...] Nachdem Karl von Reichenbach in Salm-Reifferscheidts Dienste getreten war, wurden 1822 und 1823 zwei Verkohlungsöfen gebaut und die Produktion des Eisengußwerkes und der Köhlerei quantitativ wie qualitativ verbessert. Daneben gab es in Raitz auch eine Salm-Reifferscheidtsche Branntweinbrennerei, eine Bierbrauerei und eine Rübenzuckerfabrik. Selbst ein umfassender Geist, war Salm-Reifferscheidt als Förderer von Industrie und Wissenschaft gleich bedeutend.

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 18.07.2009) [gekürzt]     Text drucken
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