Karl R. Popper, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker, geb. am 28. 7. 1902 in Wien, gest. am 17. 9. 1994 in London. Popper, der Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, studierte von 1922 bis 1928 Mathematik, theoretische Physik und später Psychologie an der Universität Wien. Er promovierte bei Karl Bühler mit der Dissertation Zur Methodenfrage der Denkpsychologie und hatte Kontakt zum Wiener Kreis um Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Otto Neurath. 1930 erhielt er eine Anstellung als Hauptschullehrer, die er bis 1935 inne hatte. In dieser Zeit schrieb er an dem Werk Logik der Forschung, das 1934 stark gekürzt erschien und erst 1979 vollständig unter dem Titel Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie veröffentlicht wurde. Zwischen 1935 und 1936 hielt sich Popper in England auf, wo er Gastvorlesungen hielt und Erwin Schrödinger, Bertrand Russell sowie Ernst Gombrich kennenlernte. 1937 erhielt er eine Dozentur am Canterbury University College in Christchurch (Neuseeland). 1946 nahm er einen Ruf als außerordentlicher Professor an die London School of Economics and Political Science an und wurde 1949 zum Professor für Logik und wissenschaftliche Methodenlehre an der Universität London ernannt. 1969 emeritierte er. Mit dem zweibändigen Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (1945) positionierte er sich als politischer Denker.
Popper, der als Begründer des kritischen Rationalismus gilt, befasste sich mit wissenschaftstheoretischen Fragen der Physik sowie den Bio- und Sozialwissenschaften. Zu seinen weiteren Werken zählen Das Elend des Historizismus (1965), Objektive Erkenntnis (1972), Auf der Suche nach einer besseren Welt (1984) und Alles Leben ist Problemlösen (1994). Er wurde zum Ritter geschlagen (1965), erhielt u. a. den Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften (1965) und die Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (1993).