Heinz Politzer, Germanist, Schriftsteller und Übersetzer, geb. am 31. 12. 1910 Wien, gest. am 30. 7. 1978 in Berkeley (Kalifornien). Nach Abschluss des Humanistischen Gymnasiums 1929 studierte er Germanistik und Anglistik zunächst in Wien, dann in Prag, und wurde enger Mitarbeiter von Max Brod bei dessen Kafka-Edition. Eine Anfang der dreißiger Jahre begonnene Dissertation wuchs sich Ende der fünfziger Jahre zu einem Standardwerk der Kafka-Forschungsliteratur aus: Franz Kafka. Parable and Paradox (1962, erweitert 1966), überarbeitet in Deutsch: Franz Kafka, der Künstler (1965, 2. Aufl. 1978).
Den Zweiten Weltkrieg überlebte Politzer in der Emigration in Jerusalem, wo er mit Martin Buber in freundschaftlicher Verbindung stand. 1952 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und widmete sich ganz seiner germanistischen Lehr- und Forschungstätigkeit: von 1952 bis 1960 am Oberlin College in Ohio, von 1960 bis zu seiner Emeritierung im Todesjahr 1978 als Full Professor der University of California in Berkeley. Daneben reflektierte Heinz Politzer Lebensgeschichtliches von seinen Jugendjahren an in Gedichten.
Politzers Bedeutung gründet sich auf bleibend gültige Abhandlungen vor allem zur österreichischen Literatur. Zunehmend nutzte Politzer dabei die Psychoanalyse als Interpretament und wurde zum maßgebenden Vertreter psychoanalytischer Literaturkritik.