Rudolf Pöch, Mediziner und Anthropologe, geb. am 17. 4. 1870 in Tarnopol (Galizien), gest. am 4. 3. 1921 in Innsbruck. Pöch studierte an der Universität Wien 1888 Jus und Philosophie, von 1889 bis 1895 Medizin (1891 an der Universität Zürich) und promovierte 1895. 1897 reiste Pöch im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Wien mit der österreichischen Pestkommission zum Studium der Pest nach Bombay. 1898 konnte er in Wien durch seinen mutigen Einsatz die Weiterverbreitung der durch eine Laboratoriumsinfektion in der Klinik Nothnagel ausgebrochenen Lungenpest verhindern. Nach zweijähriger Dienstzeit am Allgemeinen Krankenhaus und am Kaiser Franz Josefspital wandte er sich 1900/1901 an der Universität Berlin bei Luschan anthropologischen und ethnographischen Studien zu und praktizierte am Museum für Völkerkunde. 1902 wurde er vom Hamburger Institut für Tropenkrankheiten auf eine Malariaexpedition nach Westafrika entsandt. Von 1904 bis 1906 unternahm er seine erste große Forschungsreise nach Neuguinea, dem Bismarckarchipel und nach Australien zu den Papuas und den australischen Ureinwohnern. In Neuguinea entdeckte er den kleinwüchsigen Stamm der Kai. Zwischen 1907 und 1909 gelang es ihm, in Südafrika die beiden großen Gruppen der Buschmänner, die der Kalahari und die inzwischen ausgestorbenen Kapbuschmänner, voneinander abzugrenzen, beide Typen miteinander zu vergleichen und eine neue Karte von diesem Gebiet zu entwerfen. 1910 wurde er Privatdozent für Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien, von 1910 bis 1913 war er Assistent am Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften in Wien. 1913 wurde er außerordentlicher Professor der Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien und begründete die Lehrkanzel für Anthropologie und Ethnographie sowie das Anthropologisch-ethnographische Institut der Universität, dessen Grundstock Pöchs eigene Sammlung bildete, 1919 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor. Von 1915 bis 1918 führte er […] in den österreichisch-ungarischen und deutschen Kriegsgefangenenlagern anthropologische Untersuchungen durch. […] Pöch ging auf seinen Forschungsreisen nicht nur den physisch-anthropologischen Merkmalen der Eingeborenen und deren materieller Kultur nach, sondern beobachtete auch Äußerungen der bildenden Kunst, ferner Sprachen, Gesänge und Tänze und vollbrachte dabei eine Pionierleistung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Film- und Tondokumentation. […] Auf dem Gebiet der Ethnographie befaßte er sich hauptsächlich mit der Beschreibung der materiellen Kultur. […] Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. war er Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in Wien (1910) sowie korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1919).