Julius von Payer, Offizier, Karthograph, Alpen- und Polarforscher, geb. am 1. 9. 1842 in Schönau bei Teplitz, gest. am 30. 8. 1915 in Veldes (Oberkrain). Der Sohn eines Offiziers wurde 1859 aus der Theresianischen Militärakademie als Leutnant zum Infanterieregiment 36 ausgemustert. Er war in Mainz, Frankfurt, Verona, Venedig, Chioggia sowie Jägerndorf stationiert, lehrte am Kadetteninstitut Eisenstadt und arbeitete ab 1868 für das Militärgeographische Institut. Ab 1862 unternahm er erst privat, dann gefördert von Feldmarschall Freiherr von Kuhn, dem späteren Reichskriegsminister, Erschließungshochtouren in den vicentinisch-tridentinisch-südtirolischen Alpen und den Hohen Tauern […]. […] Zwischen 1865 und 1868 vollführte er […] auf zum Teil neuen Routen gleichfalls noch ausstehende systematische Erforschungen und trigonometrische Aufnahme aller Teile der weitverzweigten Ortlergruppe. Dabei gelangen ihm über 60 Gipfelbesteigungen (über ein Drittel davon Erstbesteigungen). Durch seine alpinistischen Erfolge, karthographischen Pionierarbeiten, naturgetreuen Zeichnungen und orographischen, geologischen, glaziologischen, hypsometrischen und meteorologischen Studien wurde Payer zum Bahnbrecher der wissenschaftlichen Erschließung jener damals noch wenig bekannten Teile der Ostalpen. 1869/1870 nahm Payer auf Vorschlag Petermanns an der 2. deutschen Nordpolarexpedition nach Grönland als Geograph, Orograph und Glaziologe teil und wurde u. a. durch die Auffindung gewaltiger Fjorde (Tiroler-Fjord, Franz Josefs-Fjord) sowie durch seine großen Schlittenexpeditionen berühmt. […] Danach erntete er als Partner Weyprechts größten Ruhm mit der Leitung der beiden von H. Grafen Wilczek maßgeblich geförderten österreich-ungarischen Nordpolarexpeditionen. […] Nach der Ende August 1872 beim Nordende Nowaja-Semljas erfolgten Einschließung durch das Eis und einjähriger Norddrift wurde am 30. 8. 1873 das Kaiser Franz Josefs-Land entdeckt und am 1. 11. erstmals betreten (Wilczek-Insel). Nach ersten Erkundungen vom Schiff aus waren es die drei […] von Payer geführten, 840 Kilometer langen Schlittenwanderungen durch das Kaiser Franz Josefs-Land, die als klassische Großtat in die polare Entdeckungsgeschichte eingegangen sind. […] Der reiche geographisch-naturwissenschaftliche Ertrag der Expedition wurde nach Aufgabe des Schiffes (20. 5. 1874) auf einem dreimonatigen, strapazenreichen Rückzug mit Schlitten und Booten über das Eismeer heimgebracht. Er bildete die Grundlage der folgenden Polarforschungen. Nach seinem Abschied aus der Armee (1874 als Oberleutnant) lebte Payer seine alpinistischen und künstlerischen Neigungen. […] Seine Veröffentlichungen illustrierte Payer durchwegs selbst. […] Zu seinen Werken zählen Polarlandschaften, Tier- und Pflanzenbilder, Expeditionsszenen, Historienbilder und Porträts. Er veröffentlichte u. a. Der Kaiser Franz Josef Fjord und der Tyroler Fjord in Grönland (1873), Über Kälte (1875) und Die österreich-ungarische Nordpolar-Expedition 1872–1874 nebst einer Skizze der 2. deutschen Nordpol-Expedition 1869/1870 und der Polarexpedition von 1871 (1876).