Anton Marty, Philosoph, geb. am 18. 10. 1847 in Schwyz (Schweiz), gest. am 1. 10. 1914 in Prag. Marty wurde […] katholischer Priester. Als Professor für Philosophie am römisch-katholischen Lyzeum in Schwyz war er, durch Franz Brentanos Trennung von der Kirche aufgeschreckt, zu gleichen Ergebnissen wie dieser gekommen. 1875 erhielt er durch Brentanos Vermittlung eine Professur für Philosophie an der Universität Czernowitz, von wo er 1885 an die Deutsche Universität Prag berufen wurde. In Prag übte Marty, in engster Verbindung mit Brentano, eine tiefgehende Wirkung aus und begründete einen bedeutenden Zweig der Brentanoschule. Seine Schüler waren neben Oskar Kraus, Alfred Kastil, Utitz und Bergmann. Außer Franz Werfel […] waren auch Franz Kafka und Max Brod vom ihm beeinflußt. An der Universität arbeitete Marty eng mit dem katholischen Pädagogen Willmann zusammen, mit dem ihn die Verehrung für Aristoteles und Bolzano verband. Bolzano an sich stand Marty, trotz Widerspruches von Brentano, sehr nahe. Auch für die Gegenstandsphilosophie des Grazer Philosophen Alexius Meinong hatte er im Widerstreit mit Brentano Verständnis, während er Edmund Husserls Phänomenologie ablehnte. Seine bedeutendste philosophische Leistung liegt in der Sprachphilosophie. Martys Theorien über den Sprachursprung und sein Begriff der inneren Sprachform sind nicht nur für die Linguistik, sondern auch für die Sprachkritik, für die Erkenntnistheorie und Logik von grundlegender Bedeutung. 1900 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien.

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 20.08.2010) [gekürzt]     Text drucken

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