Norbert C. Kaser, Volksschullehrer und Lyriker, geb. am 19. 4. 1947 in Brixen, gest. am 21. 8. 1978 in Bruneck. Norbert Conrad Kaser wuchs in Bruneck auf, wo er das Humanistische Gymnasium besuchte. Nach der Matura 1969 begann er in Wien Kunstgeschichte zu studieren und vermehrt Texte zu publizieren. 1971 kehrte er nach Südtirol zurück.
1967 veröffentliche er erstmals in der zweisprachigen Südtiroler Zeitschrift "die brücke". probegaenge nannte Kaser seinen ersten Gedichtband, den er in selbstgefertigten Exemplaren verschenkte. Zwischen 1967 und 1970 erschienen acht solcher Sammlungen. Kaser erregte 1969 öffentliches Aufsehen mit einem polemischen Vortrag über die jüngste Südtiroler Literatur. Darin rechnete er mit der verklärenden Naturlyrik und patriotischen Dichtung seiner Umgebung und den konservativen Kulturinstanzen ab.
Seine Arbeit als Volksschullehrer bewirkte einen häufigen Wechsel seiner Aufenthaltsorte: Laas im Vinschgau (1967–1968), die Bergdörfer Vernuer (1971–1972) und Flaas (1973–1975). Sein Engagement für den Unterricht hinterließ literarische Spuren in seiner Kurzprosa, in Fabeln, auch in Kindergedichten. Immer wieder reiste er für einige Tage nach Mittel- und Süditalien, nach Venedig, Triest und Apulien.
Die Auseinandersetzung mit der italienischen Kultur prägte Kaser besonders. Er übersetzte Gedichte von Franco Fortini, Umberto Saba und Salvatore Quasimodo. Die Kenntnis der Sprache der Bibel, katholischer Legenden, das Wissen auch um Widerständiges in Heiligengeschichten ist vielen Texten anzumerken, wie auch eine radikale christliche Religiosität, die sich zudem an einer biographischen Zäsur zeigt: dem Kirchenaustritt 1976. Fast gleichzeitig folgte der Eintritt in die Kommunistische Partei Italiens. Immer wieder hat sich Kaser auch mit der lokalen Realität auseinandergesetzt, satirisch in den stadtstichen, polemisch in wöchentlichen Zeitungsglossen gegen Traditionsverbände, gegen "das monstrum fremdenverkehr" oder gegen ethnische Blockbildungen. Auch die Folgen seines Alkoholismus sind in den Texten gegenwärtig.
Literarische Anerkennung blieb ihm zu Lebzeiten weitgehend versagt. 1976 erhielt Kaser als erster Südtiroler das österreichische Staatsstipendium für Literatur. Er veröffentlichte jedoch nur in Zeitschriften und Anthologien.