Werner Herbst, geboren am 20. 1. 1943 in Wien, gestorben am 17. 3. 2008 ebenda. Herbst besuchte das Bundesrealgymnasium Waltergasse im Vierten Wiener Gemeindebezirk, wo zwei Professoren prägend für ihn sein sollten. In Englisch unterrichtete der Schriftsteller Ernst Jandl; Herbst erinnerte sich später in einem Text, wie gewissenhaft Jandl im Unterricht war und wie sehr er es sich zu Herzen nahm, wenn seine Schüler – manchmal auch Werner Herbst – "versagten". Die zweite prägende Gestalt seiner Jugendjahre sollte der Schriftsteller Friedrich Polakovics sein, der an der Waltergasse Zeichnen unterrichteten sollte und stattdessen seinen Schülern Literatur vorlas. Mit Polakovics verband Herbst dann eine jahrzehntelange Freundschaft; über ihn lernte er den Schriftsteller Arthur West kennen und wurde sein Verleger. Nach der Reifeprüfung an einer anderen Schule – Herbst hatte das Gymnasium Waltergasse aus disziplinären Gründen verlassen müssen – studierte er an der Pädagogischen Akademie und arbeitete anschließend 20 Jahre als Volksschullehrer. Seine Liebe zur Literatur, die durch Jandl und Polakovics ebenso geweckt worden war wie durch die elterliche Bibliothek, ließ ihn nicht nur selbst erste Texte schreiben, sondern führte letztlich zur Gründung eines eigenen Verlags. Impulsgeber war dabei der Maler und Grafiker Erwin Puls, der Herbst geraten hatte: "Wenn niemand deine Sachen will, publizierst sie halt selbst." So entstand 1970 noch in einem Kopierverfahren der Einblattdruck heimwerker nr. 600 in einer Auflage von 100 Stück, und auch die ersten Bücher der Neugründung herbstpresse wurden noch durch Kopieren vervielfältigt. Gerne wurde die bibliophile herbstpresse als "Einmannbetrieb" bezeichnet, und tatsächlich war ihr Gründer das "Aushängeschild". Herbst selbst meinte dazu, "ohne Kontakte, ohne Vernetzung ist überhaupt nichts möglich; auch nicht ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand." Im Hintergrund halfen allerdings seine Ehefrau Gertraud Liesenfeld als Lektorin und später der Sohn Stefan als Autor und Zeichner mit. Der bibliophile Kleinverlag, der Bücher, Einblattdrucke, Loseblatt-Sammlungen in Kartons sowie fallweise Audiokassetten und CDs herausbrachte, existierte bis zum Tod von Werner Herbst und versammelte in seinem Programm Autor*innen und Künstler*innen wie Heimrad Bäcker, Gerald Bisinger, Manfred Chobot, Heinz Gappmayr, Pierre Garnier, Gerhard Jaschke, Johann Kienesberger, Gerhard Kofler, Manabe Anton, Friederike Mayröcker, Erich Neunteufel, Heidi Pataki, Walter Pilar, Ronald Pohl, Erwin Puls, Karl Riha, Gerhard Ruiss, Siegfried J. Schmidt, Heinz R. Unger, Hannes Vyoral oder Arthur West. Werner Herbst mag zwar heute mehr mit seinem Verlag assoziiert werden, doch spielt auch sein literarisches und künstlerisches Schaffen eine eminent wichtige Rolle in seiner Biografie. Er schrieb Lyrik, Prosa, Hörspiele, Stücke, musizierte und blieb auch der Lehre treu – ab Mitte der 1980er-Jahre leitete er in der Schweiz eine Schreibwerkstatt. Die Nähe zur konkreten Poesie und ein ausgeprägter Sinn für grafische Gestaltung manifestieren sich beispielsweise in den Stempeltexten, die als großflächige Drucke zusammen mit aus Alltagsgegenständen erzeugten Objekten Teil von Ausstellungen waren. Um 1980 herum dürfte die Freundschaft mit Gerhard Jaschke, Autor und Herausgeber der Literaturzeitschrift Freibord, besiegelt worden sein. Die beiden teilten sich über Jahre einen gemeinsamen Stand auf der Frankfurter Buchmesse, schrieben gemeinsam Texte (literarische duett-duelle) und traten immer wieder zusammen bei Veranstaltungen und Lesungen auf.