Gertrud Fussenegger, Schriftstellerin, geb. am 8. 5. 1912 in Pilsen (Böhmen), gest. am 19. 3. 2009 in Linz. Fussenegger wuchs in Neu Sandez (Galizien), Dornbirn (Vorarlberg) und Telfs (Tirol) auf. 1930 zog sie wieder nach Pilsen zurück, legte dort 1930 die Reifeprüfung ab, studierte in Innsbruck und München Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie und promovierte 1934. 1937 heiratete sie den Bildhauer Elmar Dietz, in zweiter Ehe war sie ab 1950 mit dem Bildhauer Alois Dorn verheiratet. Sie lebte in München und Hall in Tirol und zog 1961 nach Leonding bei Linz.
Ihr literarisches Debüt gab Fussenegger 1937 mit dem historischen Familienroman Geschlecht im Advent. Die Erzählung Eines Menschen Sohn (1939) und das Reisetagebuch Böhmische Verzauberungen (1944) waren eine Verherrlichung des Deutschtums und Dämonisierung des Judentums. Die für Ideologien anfällige Fussenegger propagierte den "Anschluss" Österreichs und war Beiträgerin des Bandes "Heimkehr ins Reich" (1939). Nach 1945 wurde Fussenegger wegen ihres Verhaltens gegenüber den Nationalsozialisten, da sie Texte im "Völkischen Beobachter" veröffentlichte, kritisiert. Fussenegger rückte von ihren Positionen ab und setzte sich mit der Frage der Schuld der Deutschen auseinander.
Mit einer Trilogie, die 1948 mit Die Brüder von Lasawa begonnen und mit Das Haus der dunklen Krüge (1951) sowie Das verschüttete Antlitz (1957) fortgesetzt wurde, wandte sie sich ihrer Heimat Böhmen zu. Weiters erschienen die Erzählbände Ein Spiel ums andere - Erzählungen (1996), Shakespeares Töchter - Drei Novellen (1999) und der Roman Bourdanins Kinder (2001). 2007 publizierte sie mit So gut ich es konnte. Erinnerungen 1912-1948 die gestraffte und überarbeitete Fassung ihrer 1978 erschienenen Autobiographie Ein Spiegelbild mit Feuersäule.
Fussenegger war Mitglied des P.E.N.-Club, der Humboldt-Gesellschaft, der Sudetendeutschen Akademie und Ehrenmitglied des österreichischen Schriftstellerverbandes. In den Jahren 1977 bis 1979 und 1984 bis 1985 war sie Jury-Mitglied beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. 1991 war sie Jury-Mitglied beim Franz-Grillparzer-Preis.
Fussenegger erhielt u. a. den Adalbert-Stifter-Preis des Landes Oberösterreich (1951 und 1963), den Johann-Peter-Hebel-Preis (1969), den Österreichischen Staatspreis für Jugendbuch (1972), den Jean-Paul-Preis (1993) und die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich (1999).